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Börse Frankfurt-News: Technologieaktien sind keine sicheren Häfen (Peeters)

Veröffentlicht am 27.07.2012, 12:19
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. Juli 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Als im 2. Quartal vor dem Hintergrund der eskalierenden Schuldenkrise weltweit die Börsen unter Druck gerieten, wiesen einige Technologiewerte eine bemerkenswerte relative Stärke auf. So erreichte etwa der Computer- und Smartphone-Spezialist Apple in Folge von exzellenten Geschäftszahlen auch eine neue Rekord-Börsenbewertung während es dem Internetportal Facebook gelang, ein Börsendebüt auf einem Preisniveau zu erreichen, über das viele nüchterne Beobachter nur den Kopf schütteln konnten.

Diese (und weitere) Beispiele reflektieren eine bemerkenswerte Entwicklung, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Technologiewerte sich für gewöhnlich durch ein eher erhöhte Chance/Risikoprofil auszeichnen und die erhöhte Volatilität in Schwächephasen mit einem überproportionalen Abwärtstrend einher geht. Das dies in der genannten Periode zumindest in Teilen anders verlief und etwa der Nasdaq100 Index andere Benchmarks wie den Dow Jones Industrial oder den S&P500 spürbar outperformen konnte war dennoch nachvollziehbar.

Denn das die Märkte prägende Thema war nun mal die Finanz- und Schuldenkrise und diese traf insbesondere die Aktien von Banken und Kapitalsammelstellen, also Unternehmen, die gemeinhin nicht in Technologieindizes vorkommen. Zudem rücken in solchen Zeiten oftmals die Firmen ins Visier der Bären, die von einer hohen Schuldenlast geprägt sind. Technologiefirmen sind üblicherweise überproportional stark über die Eigenkapitalseite finanziert. Last but not least verlief bei vielen Internet- und Technologieaktien das Geschäft auch in dieser Phase ausgesprochen volatil, während sich bei manchen zyklischen Industrie-Unternehmen schon Abschwächungen abzeichneten.

Dennoch sind Beobachter in solch Phasen oftmals versucht, Technologiewerten, die sich durch neue und moderne Produkte auszeichnen, einen besonderen Status zuzuschreiben. In die temporäre Outperformance wird schnell eine grundsätzliche Überlegenheit interpretiert, sowohl hinsichtlich der operativen Performance als auch in Bezug auf die Kursentwicklung. Das ist ein Trugschluss.

In den vergangenen Wochen waren die Märkte erneut volatil bei mitunter recht deutlichen Rücksetzern etwa über das vergangene Wochenende. Diesmal boten Tech-Werte keinen sicheren Hafen, ganz im Gegenteil. Besonders Internetunternehmen wiesen mitunter signifikant enttäuschende Geschäftszahlen aus und selbst die erfolgsverwöhnten Apple-Aktionäre mussten ertragen, dass ihr Unternehmen auch mal die Analystenprognosen unterschreiten kann. Der brutale Sturz der Zynga-Aktien und der damit ausgeübte Druck auf die Papiere von Facebook, die tags darauf nach der Vorlage eigener Zahlen weiter abgerutscht sind, verbildlichte, wie viel Vertrauensvorschuss in zahlreichen Internet-Kursen gesteckt hat.

Genau hier liegt der Hase begraben. Die relative Stärke von heute ist nun mal oft die relative Schwäche von morgen. Branchenrotation gehört zum Alltag an der Börse wie der Bulle und der Bär. Das gilt für Internet- und Technologietitel genauso wie für Finanzwerte und Industrietitel.

© 27. Juli 2012/Roger Peeters

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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