Investing.com - Die Ölpreise werden wahrscheinlich einen volatilen Start in die neue Woche hinlegen, nachdem US-Präsident Donald Trump die Händler überrascht hatte, als er ein improvisiertes Abkommen mit Saudi-Arabien über weitere Öllieferungen in einen zusehends angespannten Ölmarkt angekündigt hatte.
In einer Twitterbotschaft am frühen Sonnabendmorgen sagte Trump, dass der saudische König Salman einer höheren Ölförderung zugestimmt habe von "vielleicht bis zu" 2 Mio Fass mehr, um dabei zu helfen, den Rückgang der Lieferungen aus dem Iran und Venezuela auszugleichen.
Er gab allerdings nicht an, ob er Fass am Tag meinte, die übliche Kenngröße für die Ölproduktion.
Staatliche saudische Medien berichteten, dass der saudische König und Trump in einem Telefongespräch am Sonnabend die Notwendigkeit der Erhaltung der Stabilität am Ölmarkt betont hätten und dass die Öl produzierenden Länder darauf zuarbeiten müssten.
Saudi-Arabien ist der größte Ölexporteur der Welt und der größte Produzent in der Organisation Erdölexportierender Länder (Opec).
Vor einer Woche hatten die Opec und ihre Verbündeten, zu denen Russland gehört, beschlossen, die Beschränkungen der Förderung, die seit Anfang 2017 in Kraft sind, zu lockern. Sie gaben an, wie viel an extra Öl auf den Markt kommen werde.
Seither haben Vertreter der Opec signalisiert, dass die zusätzliche Menge sich wahrscheinlich in einem Bereich von 700.000 bis 1 Mio Fass am Tag bewegen werde. Eine Nachfrage von Trump nach 2 Mio Fass am Tag mehr, entspräche also mindestens das Doppelte der Markterwartungen.
Der Iran forderte von seinen Kartellbrüdern in der Opec als Antwort auf die Twitternachricht Trumps von "jeglichen unilateralen Maßnahmen Abstand zu nehmen" und warnte, dass diese die Einheit der Opec gefährden könnten.
Die Trump-Administration übt Druck auf Länder aus, ihre Importe iranischen Öls vom November an einzustellen, wenn die Vereinigten Staaten ihre Sanktionen gegen Teheran wieder in Kraft setzen, nachdem Trump aus dem Nukleardeal von 2015 ausgestiegen war, der zwischen dem Iran und sechs Großmächten vereinbart worden war, da er es für ein "fehlerhaftes" Abkommen hält.
Die Ölpreise gingen am Freitag in der Nähe eines Dreieinhalb-Jahreshochs aus dem Handel, gestützt von anhaltenden Sorgen über eine Angebotsverknappung.
Der Augustkontrakt auf Rohöl der Sorte US West Texas Intermediate stieg um 70 US-Cent oder rund 1% und ging an der New York Mercantile Exchange zu 74,15 USD das Fass aus dem Handel. Der Benchmark für den US-Markt lag damit auf seinem höchsten Schlusskurs seit November 2014 und verteuerte sich über die Woche um rund 8%.
Auf der anderen Seite des Atlantiks machte Brent für September an der Warenterminbörse ICE in London einen Preissprung von 1,61 USD oder 2,1% auf zu Handelsende 79,23 USD das Fass. Der globale Benchmark stieg damit über die Woche um rund 5,2% an.
Die Ölhändler werden auch weiter auf die US-Produktionszahlen achten, die in der kommenden Woche erscheinen werden.
Die Anzahl der Bohrplattformen fiel in der letzten Woche um vier auf 858, sagte Baker Hughes in seinem viel gelesenen Report vom Freitag. Es handelt sich um die zweite Woche in Folge mit einem Rückgang.
Die heimische US-Förderung stieg letzte Woche, angetrieben vom Schieferöl, auf ein Allzeithoch von 10,9 Mio Fass am Tag. Nur Russland fördert derzeit mit rund 11 Mio Fass am Tag noch mehr.
Neue wöchentliche Zahlen zu den kommerziellen US-Lagerbeständen an Rohöl vom Dienstag und Donnerstag dürften die Aufmerksamkeit des Marktes für sich beanspruchen, da sie helfen die Stärke der Nachfrage im größten Verbraucherland für Öl einzuschätzen und zu sehen, wie schnell die Fördermenge zunimmt.
Vor Beginn der kommenden Woche hat Investing.com eine Liste der wichtigsten Ereignisse zusammengestellt, die die Ölmärkte beeinflussen könnten.
Dienstag, der 3. Juli
Das American Petroleum Institute veröffentlicht seinen wöchentlichen Report zu den Ölvorräten.
Mittwoch, der 4. Juli
In den USA sind die Märkte wegen der Feiern zum Unabhängigkeitstag geschlossen.
Donnerstag, der 5. Juli
Die US-Energieinformationsbehörde veröffentlicht ihren allwöchentlichen Bericht zu den Ölvorräten. Dieser kommt wegen des US-Feiertags am Mittwoch einen Tag später als gewöhnlich heraus.
Freitag, der 6. Juli
Baker Hughes veröffentlicht seine wöchentlichen Daten zu den sich in den USA in Betrieb befindlichen Bohrplattformen.