Investing.com - Für den Ölpreis ging es heute im europäischen Handel kräftig nach oben. Ausschlaggebend für die gute Entwicklung beim Ölpreis waren aktuelle Branchendaten, die auf einen starken Rückgang der US-Rohöllagerbestände hindeuten. Für gedämpfte Stimmung an den Ölmärkten sorgten dagegen die Sorgen vor einem langsameren Wirtschaftswachstum und der drohende Zahlungsausfall der USA im Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze.
Daten des American Petroleum Institute (API) zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche so schnell wie seit fast sechs Monaten nicht mehr geschrumpft sind. Auslöser dürfte eine gestiegene Nachfrage nach Benzin kurz vor der Reisesaison in den USA sein.
Die Daten des API kündigen in der Regel einen ähnlichen Wert bei den offiziellen Regierungsdaten an, die im Laufe des Tages erwartet werden.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl wurde 0,9 % höher bei 77,61 USD pro Barrel gehandelt. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ging es sogar 1,1 % nach oben auf 73,72 USD pro Barrel.
Beide Kontrakte verzeichneten an den zurückliegenden Handelstagen starke Preisgewinne und folgten damit einem Anstieg der US-amerikanischen Benzin-Futures. Aktuell setzen die Märkte auf einen erhöhten Kraftstoffverbrauch in der Sommersaison. Der US-Benzin-Future legte nach Veröffentlichung der API-Daten um 2 % auf ein 5-Wochen-Hoch zu.
Eine Warnung des saudi-arabischen Energieministers vor Leerverkäufen von Öl trieb die Preise ebenfalls in die Höhe. Die Warnung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Auswirkungen der jüngsten Produktionskürzungen der OPEC spürbar zeigen.
Allerdings gab es immer wieder Anzeichen für eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen. Schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten für das verarbeitende Gewerbe aus den USA, der Eurozone und dem Vereinigten Königreich deuteten auf eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage in den kommenden Monaten hin, insbesondere aufgrund der Verlangsamung der Industrieproduktion.
Und auch die Daten zur chinesischen Industrieproduktion fielen deutlich schwächer aus als erwartet. Sie weisen auf ein wesentlich schwächeres Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte hin.
Derweil wurden die Verhandlungen zur Anhebung der US-Schuldenobergrenze zwischen den Demokraten und Republikanern gestern fortgesetzt. Beide Parteien gaben jedoch kaum Hinweise darauf, wann eine Einigung erzielt werden könnte.
Bei den Rohölpreisen steht im bisherigen Jahresverlauf ein dickes Preisminus von rund 6 % zu Buche, was vor allem auf die Befürchtung zurückzuführen ist, dass die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen eine Erholung der Nachfrage bremsen.
Ein stärkerer Dollar drückte ebenfalls auf die Rohölpreise. Die Märkte warten nun auf weitere Hinweise zur Geldpolitik aus dem Protokoll der Fed-Sitzung vom Mai, das im Laufe des Tages veröffentlicht werden soll.