Investing.com - Im frühen europäischen Handel verzeichnete der Ölpreis heute einen leichten Rückgang. Diese Entwicklung ist eine direkte Reaktion der Märkte auf die widersprüchlichen Signale bezüglich der US-Rohöllagerbestände sowie eine abwartende Haltung in Bezug auf weitere geldpolitische Hinweise seitens der Federal Reserve (Fed).
In dieser Woche erlebten die Rohölmärkte eine deutliche Stimmungsaufhellung, die durch die Zinssenkungen in China ausgelöst wurde. Diese Maßnahme löste Wetten auf eine Erholung der Nachfrage im weiteren Verlauf des Jahres aus und befeuerte somit den allgemeinen Preisanstieg an den Rohstoffmärkten. Gleichzeitig verstärkte dieser Anstieg die Spekulationen über eine mögliche Verknappung des Ölangebots.
Der schwache Dollar hat den Rohölpreisen derweil etwas Unterstützung geboten, nachdem Fed-Präsident Jerome Powell bei seiner Anhörung vor dem Repräsentantenhaus eine weniger hawkishe Haltung an den Tag gelegt hatte, als einige erwartet hatten. Powell wird nun im Laufe des Tages vor dem Bankenausschuss des Senats aussagen und weitere Hinweise zur Geldpolitik geben.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verlor 0,3 % auf 76,83 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ebenfalls mit 0,3 % im Minus bei 72,28 USD pro Barrel gehandelt wurde.
US-Rohöllagerbestände schrumpfen, Benzinvorräte steigen
Die Daten des American Petroleum Institute (API) haben gestern gezeigt, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 16. Juni insgesamt stärker als erwartet abgenommen haben, was eine gewisse Stärke der US-Rohölnachfrage widerspiegelt.
Die API-Daten zeigten jedoch auch, dass die Benzinvorräte wahrscheinlich die dritte Woche in Folge zugenommen haben, was darauf hindeutet, dass die Kraftstoffnachfrage in den USA trotz des Beginns der Sommersaison gedämpft blieb. Der Benzin-Future gab nach Veröffentlichung der Daten leicht nach.
Die API-Daten kündigen in der Regel einen ähnlichen Trend bei den offiziellen Daten der Energy Information Administration (EIA) an, die heute im Laufe des Tages veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung beider Daten wurde in dieser Woche aufgrund des Feiertags Juneteenth in den USA verschoben.
Es wird erwartet, dass die EIA-Daten für die vergangene Woche einen Zuwachs von etwa 1,9 Mio. Barrel ausweisen, nachdem in der Woche bis zum 9. Juni ein Lageraufbau von 7,9 Mio. Barrel zu verzeichnen war. Es wird auch ein Anstieg bei den Benzinvorräten erwartet.
Fed bleibt vor Powells Anhörung im Fokus
Die Ölmärkte konzentrierten sich derzeit weitgehend auf die Anhörung von Fed-Präsident Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des US-Senats im Laufe des Tages, um weitere Hinweise auf die Entwicklung der Zinssätze zu erhalten.
Powell sagte vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des US-Repräsentantenhauses, dass die relativ hohe Inflation in den USA wahrscheinlich zu weiteren Zinserhöhungen durch die US-Notenbank führen wird. Dabei ließ er offen, ob die Zinsen bereits im Juli erneut angehoben werden.
Dennoch rechnen die Märkte mit einer Wahrscheinlichkeit von über 70 % mit einer Zinsanhebung im Juli. Steigende Zinssätze haben in diesem Jahr für erhebliche Belastungen auf den Ölmärkten gesorgt, da sie die Besorgnis über eine sich verschlechternde Wirtschaftslage schürten, die die Nachfrage nach Rohöl dämpfen könnte.