Von Gina Lee
Investing.com - Der Ölpreis ist am Dienstagmorgen in Asien gestiegen. Vorausgegangen war die Einigung der Europäischen Union (EU) auf eine Drosselung der russischen Ölimporte bis Ende 2022. Die Sanktionen verstärken die Sorge um einen bereits angespannten Ölmarkt angesichts der zunehmenden Kraftstoffnachfrage vor der Sommerfahrsaison in den USA und Europa.
Der Preis für die Nordseesorte Brent verteuerte sich bis 6.07 MEZ um 1,16 % auf 118,97 Dollar. Für den aktiver gehandelten August-Kontrakt ging es um 33 Cents auf 117,93 Dollar je Barrel nach oben. Der Preis für die US-Sorte WTI legte um 0,93 % auf 118,27 Dollar je Barrel zu und verteuerte sich damit zum Freitagsschlusskurs um 2,24 Dollar.
Sowohl Brent als auch WTI sind im Jahr 2022 auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren geklettert und haben im bisherigen Jahresverlauf um mehr als 55 % zugelegt.
Die EU hat sich im Grundsatz darauf geeinigt, die Ölimporte aus Russland bis Ende 2022 um 90 % zu kürzen. Damit gelang es ihr, die festgefahrene Situation mit Ungarn über die bisher härtesten Sanktionen der EU gegen Russland wegen dessen Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar zu lösen.
Einige Händler meinten jedoch, dass die Zuwächse beim Ölpreis begrenzt ausfallen dürften. Der Markt habe die Versorgungsengpässe bereits größtenteils eingepreist. Fast alle EU-Mitglieder waren mit dem Teil-Embargo einverstanden, was darauf hindeutet, dass der Markt "die Selbstsanktion der EU und deutlich weniger russisches Öl, das in diesem Jahr nach Europa fließt, bereits eingepreist hat", sagte Stephen Innes, geschäftsführender Gesellschafter von SPI Asset Management, gegenüber Reuters.
"Ich denke, der Markt preist eine stärkere Nachfrage aus Asien dank China ein; die größten Sorgen bereiten jedoch die explodierenden Benzinpreise an den Zapfsäulen, die zu einem gewissen Nachfragerückgang in der Fahrsaison führen könnten."
Nach der Lockerung der Corona-Restriktionen in China rechnen Experten mit einem Anziehen der Kraftstoffnachfrage. Shanghai kündigte ein Ende des zweimonatigen Lockdowns an und erlaubt der großen Mehrheit der Bevölkerung ab Mittwoch, ihre Wohnungen wieder zu verlassen und mit ihren Autos zu fahren.
Auf der Angebotsseite wird die Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten (OPEC+) bei ihrem Treffen am Donnerstag voraussichtlich an der Vereinbarung aus dem Jahr 2021 festhalten und die Fördermenge im Juli um bescheidene 432.000 Barrel pro Tag erhöhen, wie sechs OPEC+-Quellen berichten.
Das Ölkartell lehnt die Forderungen des Westens nach einer schnelleren Erhöhung der Produktion zur Senkung der steigenden Ölpreise ab. Einige Mitgliedsländer behaupten, der Ölmarkt sei im Gleichgewicht und die jüngsten Preissteigerungen hätten nichts mit den Fundamentaldaten zu tun.