Von Barani Krishnan
Investing.com - Der Anleihenmarkt tut sich schwer damit, die Aussagen der Fed zu kaufen, dass die Zinsen in den USA nicht so bald steigen werden. Und Gold zahlt wieder einmal den Preis für diese Befürchtung.
Der Goldpreis zur Februar-Lieferung an der New Yorker Comex beendete den offiziellen Handel am Donnerstag bei 1.851,40 Dollar je Feinunze und damit um 3,50 Dollar bzw. 0,2 Prozent niedriger, obwohl der Notenbankchef Jay Powell sagte, dass der Zeitpunkt für eine Zinserhöhung noch nicht gekommen sei und dass jeder Zinsschritt auf dem Rücken einer bedeutenden wirtschaftlichen Erholung erfolgen müsse.
Der maßgebliche Goldterminkontrakt schoss sogar zwischenzeitlich bis auf 1.857,30 Dollar hoch, als Powell diese Worte sprach - bevor er aufgrund der Einschätzung der Anleihe- und Devisenhändler, dass diese den Zustand der US-Wirtschaft besser kennen als der Chef der US-Zentralbank, wieder nach unten rutschte.
Im nachbörslichen Handel um 20.30 Uhr notierte Februar-Gold sogar unter dem Schlusskurs bei 1.847,30 Dollar.
Die Anleiherendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe kehrte unterdessen zum ersten Mal seit drei Sitzungen ins Positive um und stieg um 3,3% auf einen Wert von 1,124 Prozent.
Der Dollar Index - der Gegenentwurf zu Gold - kam unter die Räder, als Powell eine baldige Zinserhöhung ausschloss, was die anfängliche Rallye des gelben Metalls unterstützte. Während sich der Greenback später von seinen Tiefstständen erholte, blieb er am Ende doch im Minus. Trotzdem half das dem Edelmetall nicht wieder nach oben.
Steigende Anleiherenditen setzten dem Goldpreis seit letzter Woche zu und lösten einen Einbruch von mehr als 100 Dollar bzw. 4% gegenüber den Höchstständen von über 1.960 Dollar aus, die das gelbe Metall zu Beginn des Jahres erreicht hatte.
Der Trend setzte sich am Donnerstag aufgrund der Auffassung fort, dass sich die US-Wirtschaft in den nächsten Monaten irgendwie auf wundersame Weise von der Coronavirus-Pandemie erholen und die Fed unter Druck setzen wird, die Zinsen zu erhöhen - obwohl eine Reihe von Fed-Vertretern, darunter auch Powell, genau das seit Dienstag konsequent bestreiten.
"Was wir wirklich sagen, ist, dass wir die Zinsen nicht mehr anheben werden, nur weil zum Beispiel die Arbeitslosigkeit deutlich unter unseren aktuellen Schätzungen der natürlichen Arbeitslosenquote liegt", sagte Powell am Donnerstag bei einer Online-Debatte der Universität Princeton. "Das wäre kein Grund, die Zinsen zu erhöhen, es sei denn, wir sehen eine beunruhigende Inflationsentwicklung oder andere Ungleichgewichte, die die Erfüllung unseres Mandats gefährden könnten", fügte er hinzu.
Die Fed hält die Zinsen bei 0 bis 0,25 %, um die Wirtschaft nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie in den Vereinigten Staaten im März 2020 zu stützen.
Die US-Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal des vergangenen Jahres um 5% und in den folgenden drei Monaten um 31,4%, bevor sie sich im dritten Quartal um 33,1% erholte. Für das vierte Quartal liegen noch keine endgültigen Zahlen vor.
Der designierte Präsident Joe Biden, der sein Amt am 20. Januar antritt, hat ein Konjunkturprogramm in Billionenhöhe versprochen. Experten rechnen mit 2.000-Dollar-Schecks für Amerikaner und separaten Hilfen für Staaten und Unternehmen.
Letztes Jahr brachen nach dem ersten 3-Billionen-Dollar-Stimulus der Trump-Administration im März sowohl die Renditen als auch der Dollar ein, und die Gold-Futures schossen bis August auf ein Rekordhoch von fast 2.090 Dollar.
Diesmal jedoch steigen die beiden und Gold fällt - als ob eine Währungsabwertung gut für den Greenback und schlecht für einen sicheren Hafen wie Gold wäre.