FRANKFURT (dpa-AFX) - Besitzern von Aktien konjunktursensibler Unternehmen ist am Freitag der Angstschweiß auf die Stirn getreten. Die Androhung weiterer Strafzölle gegen China durch US-Präsident Donald Trump am Vorabend löste an den Märkten eine Verkaufswelle aus. Immer neue Hemmnisse im weltweiten Handel drohen die Konjunktur immer mehr abzuwürgen. "Zykliker" stehen folglich auf den Verkaufslisten ganz oben.
Im Dax (DAX) traf es beispielsweise die Chemiewerte BASF (4:BASFN) und Covestro (4:1COV), die um jeweils mehr als vier Prozent abrutschten. BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller hatte am Dienstag die gekappten Jahresziele mit dem langsameren wirtschaftlichen Wachstum begründet, vor allem in China. Es steht viel auf dem Spiel: Der Konzern schätzt, dass bis 2030 fast zwei Drittel des weltweiten Wachstums in der Chemieindustrie auf China entfallen.
Angesichts dieser Bedeutung des Landes als Wachstumsmarkt zogen Investoren branchenweit die Reißleine: Im MDax (MDAX) büßten die Papiere von Lanxess (4:LXSG), Siltronic (4:WAFGn), Evonik (4:EVKn) und Brenntag (4:BNRGn) zwischen 3,2 und 6 Prozent ein. Auch die laut Analysten soliden Quartalszahlen von Lanxess konnten den Kurs am Freitag nicht stützen. Der europäische Chemiesektor (Stoxx 600 Chemicals PR) rutschte auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juni.
Börsianer wiesen darauf hin, dass die Ankündigung weiterer US-Zölle auf Waren aus China die Anleger am Freitag auf dem falschen Fuß erwischt habe. "Man war optimistisch, dass es wenigstens für eine kürzere Zeit einen Waffenstillstand geben würde", sagte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets. In dieser Zeit hätten beide Seiten ihre Positionen nochmals begründen können. Die abrupte Eskalation des Konflikts habe die Märkte nun aber gänzlich überrascht.
Das bekamen auch die Aktien der Automobilhersteller und deren Zulieferer (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) zu spüren. Die Kurseinbußen von BMW (4:BMWG), Daimler (4:DAIGn) und Volkswagen (4:VOWG_p) reichten bis zu 4,6 Prozent. Das Auto als teures Konsumgut unterliegt konjunkturellen Einflüssen ganz besonders. Erschwerend kommt hinzu, dass US-Präsident Trump auch für die europäische Autoindustrie jederzeit höhere Einfuhrzölle verhängen könnte, die die Hersteller unmittelbar treffen würden.
Das dürfte dann auch der Chip-Hersteller Infineon (4:IFXGn) zu spüren bekommen. Die Automobilindustrie ist Großabnehmer von Halbleitern des Unternehmens. Dessen Management hatte sich unlängst vorsichtig geäußert mit Blick auf die Autobranche. Zudem steht die Halbleiterbranche im Zusammenhang mit US-Sanktionen gegen Chinas Technologieriesen Huawei im Fokus von Anlegern. Auch Infineon beliefert Huawei. Infineon-Aktien lagen mit einem Minus von 6,5 Prozent am Ende des Dax.
Am Freitagabend mitteleuropäischer Zeit will sich Trump zum Handel mit der Europäischen Union äußern.