Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der Preis für Weizen ist am Montag zur Eröffnung in Europa um fast 6 % gestiegen. Der Grund: Russland ist aus einer von der UN ausgehandelten Vereinbarung ausgestiegen, die eine sichere Durchfahrt für Getreideexporte aus der Ukraine durch das Schwarze Meer vorsieht.
Der an der elektronischen Handelsplattform der CME gehandelte Weizen-Future kletterte in der Folge bis auf 889 Dollar je Scheffel, bevor er einen Teil seiner Gewinne wieder abgab und zuletzt bei 878,90 Dollar je Scheffel notierte.
Russland hat seine Beteiligung an dem im Sommer von der Türkei eingefädelten Deal gekündigt, nachdem ukrainische Seedrohnen am Wochenende die russische Schwarzmeerflotte am Ankerplatz im Krimhafen Sewastopol angegriffen hatten.
Das Abkommen hatte es der Ukraine ermöglicht, seit seinem Inkrafttreten vor drei Monaten mehr als 9 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus ihren Häfen zu verschiffen, was sich erheblich auf das Gesamtgleichgewicht des Weltmarktes auswirkte. Auf Russland und die Ukraine entfielen im vergangenen Jahr fast 30 % der globalen Getreideexporte. Der Krieg zwischen den beiden Ländern drohte, die Lieferungen an einige der ärmsten Länder der Welt zum Erliegen zu bringen.
Seit den ersten Spekulationen über ein Abkommen sind die Weltmarktpreise um fast 30 % gefallen. Die Aussetzung des Deals birgt nun die Gefahr einer dramatischen Trendumkehr der Preise nicht nur für Weizen, sondern auch für Mais, Sonnenblumenkerne und Öl.
Ole Hansen, Stratege bei der Saxo Bank, erklärte in einer Morgennotiz, dass die Aussetzung zu einem ungünstigen Zeitpunkt für die Märkte kommt: Daten der Commodity Futures Trading Commission deuten darauf hin, dass Geldmanager in den letzten Wochen zunehmend größere Wetten auf fallende Getreidepreise abgeschlossen haben; die Netto-Short-Positionierung bei Chicagoer Weizen-Futures erreichte in der Woche bis letzten Dienstag ein 28-Monats-Hoch.
Die Preise für Mais stiegen ebenfalls um 2,8 % auf ein Zweiwochenhoch von 698,75 Dollar je Scheffel, während die US-Sojabohnen-Futures um 0,9 % zulegten.
Dass die Ukraine die russische Flotte in ihrer Heimatbasis angreifen kann, bringt den Kreml gerade zu einem Zeitpunkt in Verlegenheit, an dem er die Kontrolle auf dem Schlachtfeld an Kiew verloren hat. Ukrainische Sender beriefen sich auf unbestätigte Videoaufnahmen der Drohnen und behaupteten, die Fregatte Admiral Makarow sei bei dem Angriff schwer beschädigt worden. Die Fregatte ist das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte, seit die Moskwa im April durch einen ukrainischen Raketenangriff versenkt wurde.