Investing.com - Den globalen Konjunktursorgen, Minuszinsen sowie einer hohen physischen Nachfrage sei Dank, dass Gold seit September 2018 wieder in aller Munde ist. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sich der Goldpreis in etwas mehr als einem Jahr um gut 30 Prozent verteuert hat. Seitdem überbieten sich Banken und Analysten mit höheren Preiszielen. Doch einer schießt den Vogel mit seiner Preisprognose ab. Pierre Lassonde, der Vorsitzende von Franco-Nevada, sieht den Goldpreis in 30 Jahren bei 25.000 Dollar.
Ja, Sie lesen richtig. Das ist kein Scherz. Dieses Preisziel rief der kanadische Philanthrop auf der von der Denver Gold Group organisierten DGF Ende September aus.
Lassonde erklärte, dass die globale Goldnachfrage auf Jahresbasis in den Jahren seit der ersten DGF-Veranstaltung regelrecht explodiert sei. So soll sich die Nachfrage nach dem Gelbmetall zwischen 1989 und 2018 mehr als verfünffacht haben.
Die Zentralbanken treten derzeit als Nettokäufer von Gold auf, um sich aus den Fängen des US-Dollars zu lösen. Vor 30 Jahren waren sie noch Nettoverkäufer. 1989 haben die Banken insgesamt bis zu 432 Tonnen aus ihren Reserven abgebaut. Im Vergleich dazu kauften sie im vergangenen Jahr netto rund 651,5 Tonnen. So viel kauften sie zuletzt in Zeiten der Nixon-Regierung.
Vor allem China, Indien und Russland haben Goldbarren aufgestockt, um ihre Devisenreserven wegen der unsicheren Makrolage zu diversifizieren und sich unabhängiger vom US-Dollar zu machen.
53 Prozent der weltweiten Nachfrage nach dem Edelmetall kommen aus China und Indien. 1989 lag dieser Wert nur bei gut 10 Prozent, erklärte Lassonde.
"Vergessen Sie nicht die Goldene Regel", frohlockte Lassonde. "Wer Gold besitzt, legt die Regeln fest!"
J.P. Morgan sieht dagegen nur eine geringe Korrelation zwischen der Gold-Aktivität der Zentralbanken und dem Goldpreis. "Eine einfache Regressionsanalyse bestätigt eine sehr schwache Korrelation zwischen dem Goldpreis und den Gold-Aktivitäten der Zentralbanken", heißt es in einem Bericht. "Während sich die Nachfrage nach Barren und Münzen zwischen 2003 und 2011 verfünffacht hat, zeigt eine neuere Datenanalyse, dass diese Nachfrage inzwischen solide preissensitiv ist und in Zeiten sinkender Goldpreise steigt und umgekehrt."
Der Höhepunkt von Lassondes Präsentation war jedoch seine Prognose für den Goldpreis in den nächsten 30 Jahren. Nachdem er die historische Wachstumsrate von Gold in den letzten 50 Jahren nach der Aufhebung des Goldstandards durch die Nixon-Regierung analysiert hat, prophezeit Lassonde, dass Gold bis 2049 ein durchschnittliches Kursziel von 12.500 US-Dollar je Unze erreichen könne. Und unter den "richtigen" Bedingungen könne das gelbe Metall sich sogar bis auf 25.000 Dollar verteuern!
"Ich denke, Gold ist in einer guten Ausgangslage", sagte Lassonde gegenüber Kitco News am Rande der DGF. "Die finanzielle Nachfrage wird durch Minuszinsen getrieben. Sollte die Rendite dreißigjähriger US-Staatsanleihen jemals ins Minus rutschen, wie das in Deutschland und Frankreich der Fall ist, Gott bewahre, dann sehen wir Gold bei 5.000 Dollar."
Ist das Preisziel von Lassonde realistisch?
Wenn wir uns für den Realitätscheck ausschließlich auf die zehnjährige US-Realrendite konzentrieren, die aktuell bei 0,174 Prozent rentiert, und die Analyse von J.P. Morgan heranziehen, wonach jede 25-Basispunkte-Bewegung der Realrendite den Goldpreis um 80 Dollar je Feinunze in die entgegengesetzte Richtung bewegen soll, dann muss konstatiert werden, dass das Preisziel von Lassonde nicht sonderlich realistisch erscheint.
Schließlich müsste die zehnjährige Realrendite aus den USA auf -1083 Basispunkte zusammenbrechen, damit der Goldpreis immerhin ein Niveau von 5.000 Dollar erreichen kann.
Doch es gibt noch zahlreiche weitere Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen und daher zu beachten sind: geopolitische Turbulenzen, der Dollar, die physische Nachfrage, wie z.B. durch die Schmuckindustrie, das Verhalten der institutionellen Anleger sowie diverse Angebotsfaktoren, wie z.B. die Minenproduktion.
Insofern ist jede Analyse für die Zukunft nur so gut, wie die Schlussfolgerungen, die sich aus allen o.g. Faktoren ziehen lassen.