Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise gaben am Dienstag nach und fielen unter die Marke von 70 Dollar pro Barrel. Grund dafür waren Befürchtungen, dass die steigenden Covid-Fälle in China das Wachstum im zweitgrößten Ölverbraucher der Welt bremsen könnten.
Gegen 16.05 Uhr MEZ kostete ein Fass der US-Sorte WTI mit 69,61 Dollar 2,3% weniger als am Vortag und fiel damit zum ersten Mal seit zwei Wochen unter die Marke von 70 Dollar, während der Brent-Kontrakt um 1,9% auf 71,50 Dollar sank.
Die U.S. Gasoline RBOB Futures verbilligten sich um 1,2% auf 2,2474 Dollar pro Gallone.
China ist es gelungen, das Covid-19-Virus seit dem ersten Ausbruch weitgehend unter Kontrolle zu bringen, was zu einer kräftigen wirtschaftlichen Erholung von der Pandemie beigetragen hat und die allgemeine Erholung des Ölpreises maßgeblich begünstigt hat.
Allerdings werden nun eine Reihe von Reisebeschränkungen und Quarantänemaßnahmen verhängt, wie es sie seit dem ersten Ausbruch nicht mehr gegeben hat. In Wuhan, wo das Virus 2019 zum ersten Mal aufgetreten war, wurden am Montag nach mehr als einem Jahr drei neue, lokal übertragene Fälle gemeldet. Daraufhin veranlassten die Behörden die 12 Millionen Einwohner der Stadt in der Angst, dass sich die Delta-Variante des Virus schnell verbreiten könnte, zu testen.
Das Wachstum der chinesischen Industrietätigkeit war bereits im Juli stark zurückgegangen. Der Caixin/Markit Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel am Montag auf den niedrigsten Stand seit April 2020.
Auch in den USA nehmen die Covid-Fälle zu: die US-Seuchenbehörde CDC meldete am Wochenende 72.000 neue Fälle pro Tag in den Vereinigten Staaten, was einem Anstieg von 44 % gegenüber der Vorwoche entspricht und über dem Höchststand vom Sommer 2020 liegt.
"Die Dinge werden noch schlimmer werden", da die Delta-Variante zu einem Anstieg der Fälle führt, so der amerikanische Experte für Infektionskrankheiten Dr. Anthony Fauci Anfang dieser Woche. Er rechnete jedoch nicht damit, dass die USA erneut Geschäfte schließen müssen, was bedeutet, dass dieser Ausbruch weniger Auswirkungen auf die Ölnachfrage in den USA haben dürfte.
Dennoch: "Die ausgleichende Kraft höherer Preise macht sich bereits bemerkbar", so die Analysten von JPMorgan (NYSE:JPM) in einer Mitteilung. "Die Verbraucher warnen vor einem Nachfragerückgang, während die OPEC+ beschlossen hat, zusätzliche Barrel auf den Markt zu bringen. Die Fähigkeit, ein Gleichgewicht auf dem globalen Markt zu finden, könnte sich bereits in ein oder zwei Monaten manifestieren, und unser Modell deutet darauf hin, dass wir im vierten Quartal 2021 den Höhepunkt der Preise erreichen werden."
Im weiteren Verlauf der Sitzung wird das American Petroleum Institute seine wöchentliche Schätzung zu den Rohölvorräten veröffentlichen.