Investing.com - Der Ausverkauf beim Nasdaq 100 hat Bitcoin und Ethereum in den letzten 24 Handelsstunden erheblich belastet. Auch andere Kryptowährungen stehen massiv unter Druck. Erholungen werden in Erwartung steigender US-Leitzinsen gnadenlos abverkauft. Es sind genau solche Reaktionen wie gestern und heute Morgen, die deutlich machen, dass auch der Krypto-Markt nicht immun gegen steigende Zinsen ist und all jenen Krypto-Anlegern den Angstschweiß ins Gesicht treiben, die darauf hofften, dass sich Risiko-Assets wie Bitcoin und Ethereum schnell erholen und auf neue Rekordhochs steigen würden. So sieht es aktuell aber nicht aus, denn auf jede kleine Gegenbewegung reagieren die Profis mit Verkäufen. 30.000 Dollar-Marke, wir kommen!
Der Bitcoin, der das neue Börsenjahr noch bei Notierungen nahe der 50.000 Dollar-Marke begonnen hatte, sackte in den letzten 24-Handelsstunden um mehr als 7,6 Prozent auf 38.785 Dollar ab. Mit 38.300 Dollar markierte er sogar den tiefsten Stand seit Anfang August. Die nächste relevante Unterstützung, die Anleger nun im Auge behalten sollten, speist sich aus dem Tief vom 5. August bei 37.389 Dollar und dem 78,6 % Fibonacci-Retracement der gesamten Aufwärtsbewegung von Juli bis November. Sie könnte kurzfristig etwas Halt bieten und eine Gegenbewegung lostreten. Kann die Unterstützung den Ausverkauf nicht stoppen, droht dem BTC/USD ein Fall auf 31.347 Dollar, ehe die 30.000 Dollar-Marke in den Vordergrund rücken würde.
Nach Daten von Coinglass (ehemals Bybt) wurden in den letzten 24 Stunden Positionen im Wert von etwa 723,05 Millionen Dollar aufgelöst, davon etwa 30 Prozent in BTC.
81,51 Prozent der Bitcoin-Glattstellungen in den letzten 24 Stunden waren Long-Positionen.
Als größter Belastungsfaktor für den Krypto-Markt erweist sich derzeit die Aussicht auf ein baldiges Gegensteuern der Fed mit Zinserhöhungen aufgrund der hohen US-Inflation von derzeit sieben Prozent. Marktteilnehmer rechnen für dieses Jahr mit bis zu vier Zinserhöhungen um je 25 Basispunkte. Es kursieren aber auch Spekulationen über noch stärkere Zinsschritte. Das treibt die Renditen nach oben, die zuletzt den Stand vor der Pandemie erreicht haben. Zudem steht eine Bilanzverkleinerung der Fed im Raum, die den Renditeanstieg noch beschleunigen könnte, was höher verzinste Staatsanleihen zu einer echten Alternative zu risikobehafteten Anlagen wie unprofitablen Tech-Unternehmen (NYSE:XLK) oder eben Krypto machen würde.
"Das Thema dieser Woche ist der jüngste Anstieg der Anleiherenditen, vor allem bei den US-Treasuries, in Erwartung der Anleger einer beschleunigten Straffung der Geldpolitik. Der Markt rechnet nun mit mindestens vier Zinserhöhungen in diesem Jahr, und die Wahrscheinlichkeit einer fünften ist in dieser Woche gestiegen. Während sich viele Medien auf den Nominalzins konzentrieren, ist unserer Meinung nach der jüngste Anstieg der realen Renditen von größerer Bedeutung, insbesondere für zinslose Vermögenswerte wie Bitcoin und Gold", hieß es in einer Notiz der Krypto-Fachleute von Delphi Digital.
"Angesichts der von uns kürzlich beschriebenen kurzfristigen Gegenwinde und der Reaktion des BTC-Kurses auf frühere gescheiterte Ausbruchsversuche ist ein erneuter Rückfall in den unteren Bereich der 30.000 Dollar-Marke nicht ausgeschlossen".
Der Realzins zehnjähriger US-Staatsanleihen, also der Nominalzins abzüglich der Inflationsrate, erholte sich zuletzt kräftig. Notierte er Ende Dezember noch unter minus 1,0 Prozent, kletterte er in den letzten drei Wochen auf minus 0,57 Prozent.
Das liegt daran, dass sich die Inflationserwartungen allmählich stabilisieren und zuletzt sogar etwas deutlicher gefallen sind. Setzt sich dieser Trend fort, dann tendiert der Realzins Richtung Null-Linie, was sich vor allem im ersten Halbjahr negativ auf Bitcoin & Co auswirken dürfte.
Auch am Altcoin-Markt herrscht Zins-Alarm
Nicht nur dem Bitcoin ging es in den letzten Stunden wegen wachsender Zinsängste an den Kragen. Ethereum, die nach Marktkapitalisierung zweitwichtigste Kryptowährung, sackte um 8 Prozent auf 2.880 Dollar ab. Ähnlich deutlich ging es auch für den Binance Coin nach unten, während Solana um 7,8 Prozent einbüßte. Cardano, der Anfang September noch über 3 Dollar gestanden hatte, rauschte um 9 Prozent auf 1,23 Dollar in die Tiefe.
Für den Ripple XRP ging es um 6,9 Prozent gen Süden und damit unter die psychologisch wichtige Marke von 0,70 Dollar.
Die Meme-Coins SHIBA INU und Dogecoin legten ebenfalls den Rückwärtsgang ein und büßten je 7 Prozent an Wert ein.