Investing.com – Mit dem weltweiten Siegeszug der Blockchain-Technologie werden die Rufe nach einer geeigneten Regulierung immer lauter. Während die Branche vor einigen Jahren noch belächelt wurde, erreichte sie im vergangenen Herbst mit einer Marktkapitalisierung von 3 Billionen Dollar ein Volumen, welches den Regulierungsbehörden Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Die zunehmende Verstrickung mit den etablierten Finanzmärkten führt letztlich dazu, dass nicht nur die Beliebtheit und die Anwendungsbereiche steigen, sondern auch die Gefahren für das Finanzsystem.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) forderte erst kürzlich die wichtigsten Regulierungsbehörden auf, sich auf einen gemeinsamen Regulierungsrahmen zu einigen. Nur so ist es letztlich möglich dem dezentralen Charakter der Branche gerecht zu werden, denn andernfalls würde es zu viele Schlupflöcher geben.
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell sprach gestern auf einer Veranstaltung der französischen Zentralbank, bei der es um die „Chancen und Herausforderungen der Tokenisierung des Finanzwesens“ ging. Er ist davon überzeugt, dass die aktuelle Flaute am Kryptomarkt nicht verhindern wird, dass Privatkunden in Zukunft immer mehr Dienstleistungen aus dem Bereich der dezentralen Finanzen (DeFi) in Anspruch nehmen.
„Wir müssen sehr darauf achten, wie Krypto-Aktivitäten innerhalb des Regulierungsrahmens durchgeführt werden, wo auch immer sie stattfinden […] es besteht ein großer Bedarf an einer angemesseneren Regulierung.“
Auf die Frage, wie solch eine Regulierung aussehen kann, haben die Verantwortlichen bisher keine adäquate Antwort. Powell selbst verweist im Kontext mit dem DeFi-Ökosystem auf die „großen strukturellen Probleme im Zusammenhang mit dem Mangel an Transparenz“.
Der Vorsitzende der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustín Carstens, gab zu bedenken, dass Zentralbanken und Regulierungsbehörden einen Sektor in geordnete Bahnen lenken müssen, der global vernetzt und grenzenlos ist.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass eine Regulierung stattfinden muss. Doch die Ratlosigkeit bezüglich der Umsetzung wird dazu führen, dass noch Jahre ins Land gehen, bevor es einen einheitlichen Regulierungsrahmen geben wird. In der Zwischenzeit entwickelt sich der Kryptosektor rasant weiter, was letztlich zum Ergebnis hat, dass die Gesetze an dem Tag, an dem sie verabschiedet werden, bereits überholt sind.
Der Krypto-Community dürfte es gefallen, wenn die Behörden den Entwicklungen stets hinterherlaufen. Denn der Ursprungsgedanke hinter der Blockchain war, dass sich die Nutzer dem Einfluss von Banken und Regulierungsbehörden entziehen.
Von Marco Oehrl
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