Investing.com - Bei der Kryptowährung Bitcoin geht die Rallye nach dem Sprung über die Marke von 50.000 Dollar weiter. Vor allem die Aussicht auf die Genehmigung eines Bitcoin-ETFs spielt dabei eine besondere Rolle. Auch für Ethereum geht es im Windschatten des DeFi-Hypes weiter nach oben. Ripple XRP gönnt sich dagegen nach dem jüngsten Anstieg auf den höchsten Stand seit vier Wochen eine kleine Verschnaufpause.
Bei Bitcoin geht die Aufwärtsbewegung nach dem Spurt über die Marke von 50.000 Dollar weiter. Die nach Marktkapitalisierung wichtigste Kryptowährung verteuerte sich am Montag um bis zu 3,9 Prozent und markierte mit 57.422 Dollar den höchsten Stand seit Mitte Mai.
Vor gerade einmal zehn Wochen hatte Bitcoin noch zwischenzeitlich seine gesamten Jahresgewinne abgegeben und die psychologisch wichtige Marke von 30.000 Dollar unterschritten. Kurz darauf setzte eine Stabilisierung ein und die Cyberdevise erklomm kurz darauf die Hürden bei 35.000 und 40.000 Dollar und hatte Anfang Oktober auch die 50.000 Dollar wieder zurückerobert. Damit rückt das bei 64.770 Dollar Mitte April markierte Rekordhoch wieder in greifbare Nähe.
Für gute Laune am Krypto-Markt sorgt die Aussicht auf eine baldige Zulassung eines Bitcoin-ETFs. Nächste Woche soll die SEC dazu ein Urteil fällen. Die zur Genehmigung anstehenden ETFs investieren allerdings nicht direkt in Bitcoin, sondern in den von der US-Terminbörse CME aufgelegten Bitcoin-Future.
Am Krypto-Markt gilt ein ETF auf die beliebteste Kryptowährung als Türöffner für den Weg in den Mainstream, schließlich könnten dann Millionen von Amerikaner ihr Geld in die Cyberdevise anlegen, falls sie mit den enormen Kursschwankungen gut leben können.
Viele Analysten und Institutionen argumentieren jedoch, dass Bitcoin keinen intrinischen Wert besitzt.
"In BTC kann man nicht investieren, sondern nur damit spekulieren", sagte Robert R. Johnson, PhD, CFA, CAIA und Professor für Finanzwissenschaft an der Creighton University Heider College of Business in Omaha. "Anders als eine Aktie oder eine Anleihe verspricht er dem Inhaber keine Cashflows. Der Preis des Produkts wird allein durch die 'Greater Fool Theory' bestimmt. Aus diesem Grund dreht sich ein Großteil der Diskussionen über den Wert von Bitcoin um die technische Analyse, da man auf Bitcoin keine Fundamentalanalyse anwenden kann", fügte er hinzu.
Seiner Meinung nach erinnert Bitcoin an Hollands Tulpenmanie im 17. Jahrhundert. Der Unterschied: "Tulpenzwiebeln konnte man immerhin pflanzen und sich an einer schönen Blüte erfreuen."
Anderer Ansicht ist da Darren Franceschini, Co-Founder und COO bei BlockBank. Für seine Einschätzung greift er auf das von PlanB entwickelte Stock-to-Flow-Modell zurück. Eine faire Bewertung für Bitcoin wäre gemäß dem Modell 100.000 Dollar.
Beim Stock-to-Flow-Modell handelt es sich um ein Prognose-Tool, das den Bitcoin-Preis in Relation zur Angebotsverknappung aufgrund von zyklisch auftretenden Halvings berechnet.
DeFi-Hype treibt Ether an
Der Hype rund um so genannte dezentrale Finanzdienstleistungen (DeFi) unterstützt derweil den Ethereum-Kurs, der sich binnen weniger als zwei Wochen von unter 2.800 Dollar auf 3.600 Dollar erholen konnte.
Zuletzt notierte Ethereum 0,89 Prozent im Plus bei 3.578 Dollar.
Die Daten des Krypto-Informationsportals DeFi Llam schätzen den Total (PA:TTEF) Value Locked (TVL), der ein Maß für den Wert von Token, die in einem DeFi-Projekt eingesetzt werden - in diesem Fall Ethereum - aktuell auf 143 Milliarden Dollar. Anfang September hatte der Wert mit 145,41 Milliarden Dollar ein Rekordhoch erreicht. Im Zuge der jüngsten Ethereum-Korrektur setzte der TVL bis auf 112 Milliarden Dollar zurück.
Verantwortlich für den Run auf DeFi-Produkte sei dem COO und Mitgründer von Pastel Network Anthony Georgiades zufolge die erweiterten "Möglichkeiten von Yield Farming und Staking".
Für Franceschini steht DeFi gerade erst am Anfang. "Ja, der TVL ist bereits heute enorm, aber es gibt noch so viel Raum für Wachstum hinsichtlich der Anzahl der Teilnehmer und der technischen Angebote", glaubt er.
Und Russell Star, CEO von DeFi Technologies, sieht in DeFi mehr als nur eine Modeerscheinung. Das erkennen mittlerweile auch immer mehr Unternehmen. "Stattdessen steht es für eine grundlegende Veränderung in der Struktur der Finanzdienstleistungen. Wir stehen zwar noch ganz am Anfang, aber wir sind Zeugen eines völlig neuen Finanzdienstleistungssystems mit einem fantastischen Wachstum in den letzten anderthalb Jahren", sagte er in einem Exklusivkommentar gegenüber Investing.com.
Dank der wachsenden Zahl an DeFi-Anwendungen bewegt sich der Krypto-Markt weiterhin in Richtung Mainstream. Da braucht es noch nicht einmal ein in den USA genehmigten ETF. Viel wichtiger für Bitcoin, Ethereum & Co. ist inzwischen der dezentrale Finanzsektor geworden, der immer weiter wächst und damit zu einem zentralen Treiber für Ether und andere Kryptowährungen geworden ist.