Investing.com - Den siebten Tag in Folge setzen Kryptowährungen ihre Talfahrt ungebremst fort. In einem Umfeld von Inflation und Zinserhöhungen dominiert der Pessimismus. Bitcoin bricht vor der mit Spannung erwarteten Fed-Entscheidung am Mittwoch unter eine Schlüsselunterstützung und sinkt auf den tiefsten Stand seit Ende Dezember 2020.
Gegen 5.42 Uhr MEZ verliert Bitcoin auf Sicht der letzten 24 Stunden rund 7,5 Prozent oder 2.065 Dollar auf 25.507 Dollar. In den vergangenen sieben Handelstagen beläuft sich der Verlust der nach Marktwert größten Kryptowährungen nun auf knapp 19 Prozent.
Die Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin von Fairlead Strategies, Katie Stockton, sagte gegenüber Kitco News, dass sich die kurzfristigen Aussichten für Bitcoin "eintrüben".
"Die Daily-Stochastik von Bitcoin hat nach einer verhaltenen Reaktion auf die kurzfristigen Anzeichen einer Erschöpfung des Abwärtstrends nach unten gedreht, was wir als bärische Entwicklung interpretieren. Die Weekly-Stochastik hat es nicht geschafft, aus dem überverkauften Bereich nach oben zu drehen, was ebenfalls darauf hindeutet, dass eine Erleichterungsrallye vorerst unwahrscheinlich ist", so Stockton.
Die schlechte Performance des Aktienmarktes belastet den Bitcoin ebenfalls. Ein nachhaltiger Fall unter 27.000 Dollar bringt das Risiko eines Rückgangs in Richtung 19.000 Dollar mit sich, glaubt Stockton.
Auch andere Kryptowährungen aus der zweiten Reihe stehen massiv unter Druck: Ethereum -6,33 Prozent, Ripple XRPXRP -3,93 Prozent, Cardano -8,33 Prozent, Solana -10,52 Prozent und Dogecoin -8,91 Prozent.
Die Marktkapitalisierung der Kryptowährungen seit dem späten Vorabend ist um rund 40 Milliarden Dollar auf 1,01 Billionen Dollar gefallen. Kurzzeitig war der Markt für Cyberdevisen sogar weniger als 1 Billion Dollar schwer.
Nach Daten von Coinglass (ehemals Bybt) wurden in der letzten zwölf Stunden Positionen im Wert von etwa 346 Millionen Dollar aufgelöst, davon etwa die Hälfte in BTC.
78 Prozent der Bitcoin-Glattstellungen in den letzten zwölf Stunde waren Long-Positionen.
Insgesamt wurden in den letzten 24 Stunden Positionen im Wert von 503 Millionen Dollar aufgelöst, wovon rund 69 Prozent Long-Positionen waren.
Celsius warnt vor "extremen Marktbedingungen"
Die Krypto-Lending-Plattform Celsius Networks LLC teilte am Sonntag mit, sie pausiere alle Auszahlungen, Swaps und Überweisungen zwischen Konten "aufgrund der extremen Marktbedingungen".
"Wir treffen diese Maßnahme heute, damit Celsius besser in der Lage ist, seine Auszahlungsverpflichtungen auf Dauer zu erfüllen", sagte das in New Jersey ansässige Unternehmen in einem Statement.
Celsius ist eines der größten Krypto-Lending-Unternehmen der Welt, das zeitweise mehr als 20 Milliarden Dollar an Vermögenswerten verwaltet hat.
Fed-Entscheid im Fokus
Für erhöhten Abwärtsdruck auf Kryptowährungen sorgte am Freitag der neueste US-Inflationsbericht. Demnach stiegen die Verbraucherpreise mit 8,6 Prozent so schnell wie seit 40 Jahren nicht mehr. Volkswirte hatten im Schnitt mit 8,3 Prozent gerechnet.
In Reaktion auf die Teuerungsdaten erklärte Mohamed El-Erian, Chefvolkswirt der Allianz (ETR:ALVG), in einem Interview mit CNBC, die Federal Reserve müsse die Zinsen nun noch aggressiver anheben.
"Er muss die Kontrolle über das Inflationsnarrativ wiedererlangen ... momentan verliert er komplett die Kontrolle", sagte El-Erian mit Bezug auf den Fed-Chef Jerome Powell. "Er muss handeln, denn wenn er es nicht tut, läuft er dem Markt hinterher."
Die Inflation hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, fügte El-Erian hinzu. "Es muss etwas passieren, damit sich dieser inflationäre Prozess nicht auf die gesamte Wirtschaft ausweitet."
Die Wahrscheinlichkeit für eine 50 Basispunkte-Zinserhöhung am Mittwoch wird derzeit vom Markt auf 76,8 Prozent taxiert. Einige Marktteilnehmer rechnen laut dem Fed-Rate-Monitor-Tool jedoch auch immer deutlicher mit einer Anhebung um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent.
Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen, die als Indikator für die Zinserwartungen gelten, kletterten am Freitag nach den Inflationsdaten um satte 12 Basispunkte auf 3,1693 Prozent - so hoch standen sie zuletzt im Dezember 2007.
Auch der US-Dollar wertete stark auf: nach einem Plus von 0,90 Prozent am Freitag steht der Greenback zu Wochenbeginn um weitere 0,35 Prozent höher auf 104,38 Indexpunkten. Ein starker Dollar hat negative Folgen auf die Bitcoin-Preisentwicklung.