Investing.com – Man liebt ihn oder man hasst ihn, den Bitcoin. Während die Enthusiasten von einem alternativen Währungssystem schwärmen, das weder von einer Regierung noch von einer Zentralbank kontrolliert wird, sprechen die Gegner von einem wertlosen Spekulationsobjekt, welches das etablierte Finanzsystem nie ersetzen können wird.
Die Krypto-Verfechter verweisen immer wieder auf das marode Fiat-System, in dem ständig neue Scheinchen gedruckt werden, wodurch Währungen wie Dollar und Euro kontinuierlich an Wert verlieren.
Sie argumentieren, dass das beim Bitcoin nicht passieren kann, denn dieser ist auf 21 Millionen Stück begrenzt. Doch dieser vermeintliche Vorteil ist es, der ihm zum Verhängnis werden wird. Wenn Fiat-Währungen untergehen, wie es sich die Bitcoin-Maximalisten erhoffen, spätestens dann hat auch das letzte Stündlein für den BTC geschlagen.
Alasdair Macleod belegte in seinem jüngsten Artikel, dass der Bitcoin von der breiten Masse nie als Zahlungsmittel verwendet werden wird. Das bedeutet aber nicht, dass der Wert des BTC, gemessen in Fiat-Währungen, nicht vorübergehend steigt, wenn das Vertrauen in Fiat-Währungen abnimmt.
Aber letztlich scheitert er genauso und wird nicht zu der Erfolgsgeschichte, von denen viele träumen. Träume, die hauptsächlich die Hodler hegen, während sie ihre BTC-Bestände wie einen Schatz hüten. Und genau an dieser Stelle ergibt sich das erste schwerwiegende Problem.
Ein Zahlungsmittel wird für das Kaufen und Verkaufen von Waren und Dienstleistungen benötigt. Wenn aber keiner aus seinem schönen Traum aufwachen will und die gehorteten BTC ausgibt, dann stehen diese der Wirtschaft nicht zur Verfügung. Die daraus entstehende Liquiditätskrise wäre fatal.
Macleod erläutert, dass die Wertsteigerung die Hodler zwar erfreut, aber die Preise für Produkte in BTC so rapide sinken würden, dass der Handel zum Erliegen kommt, weil die Menschen nur noch das Nötigste kaufen. Eine Welt, in der der Bitcoin die Fiat-Währungen als Zahlungsmittel ersetzt, würde zwangsläufig zu einer Massenarmut führen.
Ein weiteres Problem ist, dass jedes Geldsystem mit einer funktionierenden Kreditwirtschaft Hand in Hand einhergeht. Für eine industrielle Produktion müssen Fabriken gebaut werden, während Fortschritt auf kostspieligen Entwicklungen und Forschung basiert, was oft nur mit Krediten möglich ist.
Vor jedem wirtschaftlichen Vorhaben muss ein Unternehmer die Rentabilität kennen. Dazu gehören neben den Inputkosten auch der Endverkaufswert des Produktes. Wenn aber keiner weiß, wie sehr der Wert des Bitcoins zunimmt, dann ist es nahezu unmöglich, die Wirtschaftlichkeit eines Kredits zu ermitteln und das damit einhergehende Risiko zu bewerten. Niemand würde mehr Investitionen in die Realwirtschaft tätigen.
Der Bitcoin kann die für ein Zahlungsmittel essenziellen Funktionen nicht bieten, was laut Macleod keinem der BTC-Verfechter bewusst zu sein scheint. Es sind aber nicht nur die praktischen Anwendungsfälle, denen die Kryptowährung nicht gewachsen ist, sondern auch rechtliche Aspekte, die dagegen sprechen, dass der BTC Fiat-Währungen ersetzen kann.
Es geht um Besitz und Eigentum, was keineswegs zwei Wörter für ein und dasselbe sind.
Wenn Sie einem Freund ein Buch leihen, dann geht das Buch in den Besitz des Freundes über, bleibt aber in Ihrem Eigentum. Wenn Sie Ihrem Freund einen Besuch abstatten und dieser nicht zu Hause ist, Sie aber auf der Veranda das Buch liegen sehen, dann können Sie dieses einfach mitnehmen, weil Sie noch immer der Eigentümer sind.
Völlig anders verhält es sich, wenn Sie 100 Euro an Ihren Freund verleihen. Denn bei Geld und Verbrauchsgütern wie Essen und Trinken findet immer eine Eigentumsübertragung statt. Sie haben rechtlich nur noch eine offene Forderung.
Gehen Sie erneut zu Ihrem Freund und treffen Sie diesen nicht an, sehen aber sein Portemonnaie auf der Veranda liegen und nehmen sich daraus die 100 Euro, dann ist das Diebstahl.
Ähnlich verhält es sich bei kriminellen Machenschaften, was gerade im Zusammenhang mit Bitcoin-Scam, Geldwäsche usw. von großer Bedeutung ist, wie Macleod schreibt.
Wenn Ihr Auto gestohlen wird und der Dieb dieses verkauft, dann sind Sie weiterhin der Eigentümer und müssen den gutgläubigen Käufer nicht entschädigen. Dieser bleibt auf dem Schaden sitzen.
Wird ihnen aber von einem Taschendieb Geld gestohlen oder ihr Bankkonto gehackt, dann haben Sie nur noch einen Regressanspruch gegenüber dem Dieb – Ihre Eigentumsrechte sind erloschen.
Im Gegensatz zu Geldscheinen kann ein Bitcoin über die Blockchain einem Eigentümer eindeutig zugeordnet werden. Doch diese Stärke erweist sich in unserem Rechtssystem als ein gravierender Nachteil.
Kaufen Sie einen Bitcoin, der nachweislich mit einer kriminellen Handlung in Verbindung steht, dann wurde das Eigentum an diesem BTC auf Sie nie übertragen und es droht eine Beschlagnahmung ohne jeglichen Schadensausgleich.
Fiat-Währungen haben zwar ein zunehmendes Vertrauensproblem, aber wer soll einem Zahlungsmittel vertrauen, von dem man nie weiß, ob man wirklich das Eigentum daran hat?
Die Vorstellung, dass Kryptowährungen Fiat-Währungen ersetzen können, ist darin begründet, dass keiner wirklich verstanden hat, dass es einen Unterschied zwischen Geld und Kredit gibt.
Macleod verweist darauf, dass die von Zentralbanken ausgegebenen Banknoten kein Geld sind, sondern Kredite mit einem Gegenparteirisiko. Und weil der Bitcoin aus den erwähnten Gründen für eine funktionierende Kreditwirtschaft nicht infrage kommt, wird er Dollar, Euro und Yen niemals ersetzen können.
Echtes Geld gibt es nur in Form von Münzen, die in Gold, Silber und Kupfer geprägt sind. Nur diese unterliegen keinem Gegenparteirisiko.
Der Bitcoin ist also weder Geld noch ein adäquates Zahlungsmittel als Ersatz für Fiat-Währungen. Er ist lediglich eine Blockchain – eine innovative Technologie, die der Informationsspeicherung dient.
Deshalb wird der Bitcoin untergehen, wenn das Konzept von Fiat-Währungen und digitalen Zentralbankwährungen (CBDC) scheitert, so das Fazit von Macleod.