Investing.com - Zunächst sah die Korrektur beim Bitcoin ganz harmlos aus, doch dann beschleunigte sich die Abwärtsbewegung erst am Morgan und noch einmal am Nachmittag. Und diese dürfte wohl auch den größten Bitcoin-Bullen ins Schwitzen gebracht haben.
Für den Bitcoin-Kurs ging es trotz Schwankungen in den vergangenen Wochen stetig berauf mit einem zwischenzeitlichen Rekordhoch von 41.616 Dollar am Samstag. Am Montag ging es dann plötzlich steil bergab: zeitweise brach BTC/USD um mehr als 16 Prozent ein auf nur noch 31.974 Dollar. Zum Tagesende beläuft sich der Kurssturz auf 12,96 Prozent und 33.175 Dollar.
Gewinnmitnahmen auf die starke Rallye der letzten Wochen waren wohl ein Grund für den steilen Rückgang. Aber auch vier weitere Faktoren drückten auf die Stimmung der Krypto-Anleger.
Bank of America: Bitcoin, die Mutter aller Blasen
So hat die Bank of America (NYSE:BAC) am vergangenen Wochenende eine Studie veröffentlicht, wonach Bitcoin die "Mutter aller Blasen" darstellen könnte.
Der Top-Stratege der Bank of America Michael Hartnett schreibt in einem aktuellen Bericht, dass der dramatische Anstieg von Bitcoin in den letzten zwei Jahren weitaus größer ist als der anderer Assets, die in den letzten Jahrzehnten massive Kurssteigerungen erlebt haben.
Dazu gehören unter anderem der Anstieg des Goldpreises um mehr als 400 Prozent in den späten 1970er Jahren sowie andere bekannte Spekulationsblasen: die japanische Aktienhausse in den späten achtziger Jahren, der thailändische Aktienmarkt in der Mitte der neunziger Jahre, die Dot.com-Blasee in den späten neunziger Jahren und die Immobilienpreise in der Mitte der 2000er Jahre. Alle diese Märkte wiesen dreistellige prozentuale Zuwächse auf, bevor sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden.
Bitcoin ist seit Anfang 2019 um fast 1.000 Prozent gestiegen.
Hartnett prophezeite zwar keinen Absturz ins Bodenlose für den Bitcoin. Vielmehr mahnt er zur Vorsicht und sieht in der Euphorie der Krypto-Anleger ein weiteres Signal für ein "zunehmend spekulatives" Investmentverhalten.
Auch der milliardenschwere Fondsmanager Jeffrey Gundlach äußerte sich am Montag in einem Interview mit CNBC besorgt über den kometenhaften Aufstieg von Bitcoin, der die Kryptowährung "in das Blasengebiet gedrängt" habe.
Dollar und Realrenditen belasten BTC/USD
Hartnett ist nicht der einzige, der die Bitcoin-Alarmglocken läuten lässt. Angesichts der Tatsache, dass sich der US-Dollar in letzter Zeit etwas stabilisiert hat, warnen einige, dass eines der zentralen Argumente der Bullen für den Kauf von Bitcoin - als Absicherung gegen Währungsabwertungen - nicht länger gilt.
Die Strategen der Rabobank schreiben in einer Notiz, dass "der stärkere Dollar und die höheren Anleiherenditen heute Morgen den Einbruch bei Bitcoin und beim Goldpreis mit ausgelöst haben", berichtete BusinessInsider.
Bitcoin und andere Kryptowährungen entwickeln sich, ähnlich wie viele Rohstoffe, in der Regel entgegengesetzt zum Dollar.
Der US-Dollar-Index, der den Greenback gegen einen Korb aus sechs Leitwährungen misst, stieg am Montag um 0,36 Prozent und setzte damit seine Erholungsbewegung von den Mehrjahrestiefs fort.
Zur gleichen Zeit kletterte die Rendite zehnjähriger US-Renditen um weitere 2,5 Basispunkte und markierte mit 1,138 Prozent den höchsten Stand seit März 2020. Hinzu kam der sich fortsetzende Ausverkauf der inflationsgeschützten Staatsanleihen in den USA, die mit 110,88 Prozent den tiefsten Stand seit Mitte Dezember erreichten. Sinkt der Kurs, steigt die reale Rendite, also nach Abzug der Inflationserwartungen. Mit einem sinkenden Zinsniveau war der Bitcoin im vergangenen Jahr gestiegen. Nun steigt die Realrendite jedoch, was den Kauf von Anleihen im Vergleich zum spekulativen Asset Bitcoin attraktiver macht.
Ob das natürlich so bleibt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn in den vergangenen Monaten folgte auf jede noch so kleine Korrektur bei Bitcoin eine kräftigte Rallye. Mit dem Resultat, dass die Kryptowährung im abgelaufenen Jahr um mehr als 340 Prozent gestiegen ist.
Sobald die reale Rendite wieder deutlicher zurückgeht, etwa weil die Amerikaner ein weiteres Konjunkturpaket auflegen, die Nominalrendite der Anleihen sinkt oder die Inflationserwartungen steigen, könnte auch Bitcoin wieder zum Höhenflug ansetzen.
Aus Angst vor massiven Fiat-Währungsabwertungen flüchteten in den letzten Monaten Kleinanleger sowie institutionelle Investoren in Bitcoin und andere Kryptowährungen, wie Ethereum oder Bitcoin Cash. Das erhöhte die Nachfrage nach der digitalen Währungen, deren Anzahl begrenzt ist, nämlich auf maximal 21 Millionen Coins. Aber auch die Aussicht darauf, dass Kryptowährungen zunehmend im Alltag der Menschen ankommen, insbesondere nachdem PayPal (NASDAQ:PYPL) Ende Oktober den Einstieg in das Geschäft mit Kryptos angekündigt hat, stützten BTC & Co.
Seit Beginn der Corona-Krise Mitte März pumpen Notenbanken und Regierungen der Welt gigantische Mengen an Liquidität in die Märkte. Das schürt die Angst vor Inflation und damit einhergehend die Sorge vor Geldentwertung.
Bekannte Größen aus der Investmentcommunity erhöhen die Attraktivität von Bitcoin für den Mainstream zusätzlich. Hedgefonds-Profis wie Stanley Druckenmiller und Paul Tudor Jones haben inzwischen in die digitale Währung investiert. Rick Rieder, Chief Investment Officer des weltweit größten Vermögensverwalters BlackRock, glaubt sogar, dass die digitale Währung Gold ersetzen könnte.
In einer aktuellen Research-Notiz sagte JPMorgan (NYSE:JPM), dass Bitcoin auf lange Sicht 146.000 Dollar erreichen könnte, da es im Wettbewerb mit Gold als eine "alternative" Währung steht. Die Strategen der Investmentbank stellten jedoch fest, dass Bitcoin deutlich an Volatilität einbüßen müsste, um diesen Preis zu erreichen. Allerdings ist Bitcoin für seine wilde Preisschwankungen bekannt.
FCA warnt vor Krypto-Investments
Ein weiterer Grund für den Bitcoin-Absturz war wohl die Warnung der britischen Finanzaufsichtsbehörde FCA.
Am Montag warnte die FCA, dass Investitionen in Kryptos und damit einhergehende Kreditprodukte mit "sehr hohen Risiken" verbunden seien.
"Die FCA ist sich dessen bewusst, dass einige Firmen Investitionen in Kryptoassets oder Kredite oder Investitionen in Verbindung mit Kryptoassets anbieten, die hohe Renditen versprechen", so die Finanzdienstleistungsaufsicht.
"Wenn Verbraucher in diese Art von Produkten investieren, sollten sie sich darauf einstellen, ihr gesamtes Geld zu verlieren."