FRANKFURT (dpa-AFX) - Es ist eine Frage, die sowohl Anhänger wie Gegner von Digitalwährungen bewegt: Sollten sich Zentralbanken dem neuen Konzept annehmen, womöglich sogar eigene Digitalwährungen auflegen? Eine klare Meinung dazu hat Tyler Cowen, US-Ökonom, Wirtschaftsprofessor und Kolumnist für die Nachrichtenagentur Bloomberg. Seine Sicht, die er in einer Kolumne vom Freitag darlegt, lautet: Notenbanken sollten die Finger von Bitcoin und anderen Digitalwährungen lassen.
Die Frage, wie sich Notenbanken zu Kryptowährungen stellen sollen, hat unlängst auch die "Bank der Notenbanken", die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), beschäftigt. Sie sprach zwar keine Empfehlung aus, forderte aber die Zentralbanken auf, sich über den Sinn eigener Digitalwährungen Gedanken zu machen. Krypto-Anhänger reagieren auf solche Vorstöße eher gereizt, weil Digitalwährungen für Freiheit und Anonymität und eben nicht für staatliche Kontrolle stehen. Zudem kommen aus den Notenbanken seit längerem eher warnende als anerkennende Worte, wenn es um digitale Währungen geht. Cowens Hauptargument, warum Digitalwährungen nichts für Zentralbanken sind, lautet aber anders. Kurz gesagt: Der Markt für Digitalwährungen befinde sich mitten in der Entwicklung, und diese sollten Notenbanken nicht stören. Weil Kryptowährungen nicht groß genug seien, um ein systemisches Risiko darzustellen, sei es das Beste, die Märkte nach den besten Antworten auf die vielen ungeklärten Fragen finden zu lassen. "Was es jetzt braucht, ist weiteres Experimentieren, nicht Bürokratisierung." Die Haltung der meisten Notenbanken sei dafür schlicht zu konservativ, meint Cowen. Daneben stellt Cowen, wie auch viele Notenbanker, die Frage, ob Bitcoin und Co. überhaupt "Währungen" seien. Seine Meinung: Sie sind es nicht, Krypto-"Währung" sei eine irreführende Bezeichnung. Krypto-"Asset" oder Krypto-"Anlage" sei treffender. Cowens Begründung: Bitcoins zum Beispiel würden im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen kaum für klassische Zahlungsvorgänge genutzt.