* Milliarden-Übernahme in US-Pharmabranche
* Gewinnmitnahmen verpuffen im Tagesverlauf
* Hohe Agrarpreise treiben Syngenta-Kurs in die Höhe
(neu: Xetra-Schlusskurse, Wall Street)
Frankfurt, 12. Okt (Reuters) - Die Warnung vor neuen
Finanzblasen hat die Anleger am europäischen Aktienmarkt am
Dienstag nur zeitweise zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Mit der
Eröffnung der Wall Street keimte am Nachmittag wieder Zuversicht
auf, wofür Frankfurter Börsianer eine milliardenschwere
Übernahme im US-Pharmasektor verantwortlich machten. Der
Dax<.GDAXI> verfehlte mit 6304 nur knapp den Vortagesschluss,
nachdem er am Morgen noch bis zu 1,3 Prozent verloren hatte. Der
europäische Stoxx50<.STOXX50>-Index fiel um 0,2 Prozent, der
EuroStoxx<.STOXX50E> um 0,5 Prozent.
Im Fokus der Wall Street stand die Absicht des weltgrößten
Arzneimittelherstellers Pfizer, für 3,6 Milliarden Dollar
den heimischen Rivalen King Pharmaceuticals zu kaufen.
Pfizer notierten kaum verändert, King fast 40 Prozent höher.
Zunächst hatten Warnungen der Vize-Chefin der US-Notenbank,
Janet Yellen, vor den Folgen zu niedriger Zinsen die Börsen in
Europa belastet. Yellen gilt als Befürworterin einer lockeren
Geldpolitik.
Händler klagten über relativ geringe Umsätze. Viele Anleger
hätten sich bedeckt gehalten, da sie die Veröffentlichung des
Protokolls der Fed-Sitzung vom September am späteren Abend
abwarten wollten. Nach Handelsschluss an der Wall Street sollte
zudem der weltgrößte Chipproduzent Intel seinen
Quartalsbericht veröffentlichen.
ANLEGER TRENNEN SICH VON RWE UND E.ON
Besonderen Druck auf den Dax übten die Kursrückgänge bei
RWE und E.ON aus, die gut zwei beziehungsweise
1,7 Prozent einbüßten. Händler machten Äußerungen des
nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministers Harry Voigtsberger
(SPD) für die Verluste verantwortlich. Sollte der Bund den
Versuch unternehmen, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke
ohne den Bundesrat durchzudrücken, werde sein Bundesland vor das
Verfassungsgericht ziehen, kündigte der Minister an. Aber auch
in Paris und Mailand standen die Versorger nicht sonderlich hoch
im Kurs: Spekulationen über eine Senkung der Gewinnerwartungen
drückten in Mailand den Aktienkurs des italienischen Ölkonzerns
ENI um 2,5 Prozent. In Paris fielen GDF Suez und
EDF um jeweils mehr als zwei Prozent.
Ebenfalls unter Druck waren in Frankfurt
ThyssenKrupp und in Paris Arcelor Mittal mit
einem Abschlag von je rund einem Prozent. Der koreanische
Konkurrent Posco<005490.KS> hatte seine Gewinnprognose gesenkt.
Ein kritischer Analystenkommentar drückte die Aktien der
Deutschen Post 1,3 Prozent ins Minus.
DEUTSCHE AUTOWERTE BLEIBEN ANLEGERS LIEBSTES KIND
Gesucht waren dagegen erneut die deutschen Autowerte: allen
voran Daimler, die von einer UBS-Kaufempfehlung
profitierten und mit einem Plus von 3,3 Prozent die Dax-Gewinner
anführten. Starke Absatzzahlen aus China verhalfen den
VW-Aktien zu einem Plus von 0,7 Prozent, BMW
legten ebenfalls 0,7 Prozent zu. Fiat lagen mit einem
Plus von 2,7 Prozent ebenfalls gut im Rennen.
In Zürich brachen Roche um 2,4 Prozent ein, nachdem
der Pharma- und Diagnostikkonzern auf einem Kongress in Mailand
positive Überraschungen zu den wichtigen Krebsmedikamenten
schuldig geblieben war. Die Aktien des weltgrößten
Agrarchemiekonzerns Syngenta zogen dagegen um 1,3
Prozent an. Händler rechnen damit, dass sich die hohen
Agrarpreise auf die Gewinne des Konzerns positiv auswirken
werden.
(Reporter: Andrea Lentz; unter Mitarbeit von Kirsti Knolle,
Stefan Schaaf, Andrew Thompson; redigiert von Stefanie Huber)