Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Das verarbeitende Gewerbes in den USA hat sich im vergangenen Monat wohl viel stärker verlangsamt als angenommen. Denn ein viel beachteter regionaler Aktivitätsindex registrierte im August den stärksten Rückgang seit über zwei Jahren.
Der von der New Yorker Federal Reserve ermittelte Empire-State-Index fiel von 11,1 im Juli auf -31,3 - das ist der niedrigste Stand seit Mai 2020 und der stärkste Monatseinbruch seit den Anfängen der Pandemie.
Es waren vor allem die Auftragseingänge und die Auslieferungen, die drastisch einbrachen. Aber auch die Auftragsbestände gingen zurück, wenn auch nicht ganz so deutlich, teilte die NY Fed am Montag mit. Weitere Anzeichen für eine deutliche Verlangsamung waren ein Anstieg der Lagerbestände und ein Rückgang der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden.
"Mit Blick auf die Zukunft erwarteten die Unternehmen in den nächsten sechs Monaten keine wesentliche Verbesserung der Geschäftslage", teilte die NY Fed mit.
Ein Lichtblick war, dass der Subindex für die Einkaufspreise zurückging, auch wenn er auf einem historisch hohen Niveau blieb. Dies war vor allem auf einen starken Rückgang der Energiepreise im Laufe des Monats zurückzuführen.
Die Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen gaben als Reaktion auf den Datensatz nach. Hintergrund ist die wachsende Zuversicht der Marktteilnehmer, dass die Konjunkturabkühlung die Federal Reserve zum Verzicht auf weitere Zinserhöhungen im nächsten Jahr zwingen wird. Bis 15.12 Uhr MEZ sank die Rendite der zweijährigen Treasury-Anleihe um fünf Basispunkte auf 3,21 %, während die der fünfjährigen Staatsanleihe um mehr als sechs Basispunkte auf 2,91 % und die der 10-jährigen Anleihe um sechs Basispunkte auf 2,79 % sank.
Der S&P 500 Future gab ebenfalls um 10 Punkte nach und lag damit 0,7 % unter dem New Yorker Schlusskurs vom Freitag.
Analysten warnten jedoch davor, zu viel in den Bericht hineinzuinterpretieren, der in den letzten Jahren an Zuverlässigkeit als Indikator für die landesweite Aktivität verloren hat, weil er wesentlich anfälliger für monatliche Schwankungen geworden ist.
"Dieser plötzliche Einbruch - und zwar ein größerer als im März 2020 - lässt sich nicht mit anderen Indikatoren in Verbindung bringen", sagte Ian Shepherdson, Chefökonom von Pantheon Macroeconomics, in einer Kundenmitteilung. "Vergessen Sie nicht, dass der Empire State eine kleine regionale Umfrage ist und kein endgültiger Beweis für etwas ist. Er ist kein zuverlässiger Indikator für den nationalen ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe."
Shepherdson prognostiziert, dass keiner der anderen regionalen Berichte für August (die Umfrage der Philadelphia Fed steht am Donnerstag an) "so erschreckend schlecht ausfallen wird wie dieser".