HOF (dpa-AFX) - Bayerns Sparkassenpräsident Ulrich Netzer hat die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert. Man müsse sich fragen, ob Zinsen nahe Null die Lösung für die Finanzkrise seien oder nicht doch ein neues Übel, sagte er am Donnerstag beim Sparkassentag im oberfränkischen Hof. Das Sparen werde entwertet und der Reformdruck auf EU-Staaten mit Finanzproblemen sinke. Zudem leide das Geschäftsmodell von Stiftungen, Lebensversicherern oder Bausparkassen unter der EZB-Geldpolitik. Die bayerischen Sparkassen erwarten daher in diesem Jahr ein sinkendes Betriebsergebnis im Vergleich zu 2014. Auch die europäischen Regulierungsvorschriften drückten auf das Ergebnis, sagte Netzer. Der Verwaltungsaufwand werde immer größer.
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) betonte vor den Sparkassen-Vertretern, er setze in der Griechenland-Krise nach wie vor darauf, das Land in der Euro-Zone zu halten: "Ich unterstütze die Bundeskanzlerin in ihrem Bemühen, bis zur letzten Minute alles zu versuchen, um vielleicht eine Lösung hinzubekommen. Das hat meine ausdrückliche Unterstützung, auch wenn manche Parteifreunde dafür wenig Verständnis haben." In der CSU haben sich zuletzt Stimmen gemehrt, die einen Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone fordern. Sparkassen-Präsident Netzer erteilte Vorschlägen für ein europaweites System zur Einlagensicherung der Banken eine Absage. Dies bedeute, dass Geld, das in Bayern für die Sicherheit der Sparer zurückgelegt werde, im Fall der Fälle für Krisenbanken anderer EU-Länder herhalten müsse. "Die Brandmauern für die Sicherungstöpfe würden dann wegfallen. Da sagen wir ganz klar: Stop! Wir hoffen, dass diese Pläne ganz lange in den Schubladen bleiben." Laut Geschäftsbericht hatten die Sparkassen im Freistaat im vergangenen Jahr fast 44 000 Mitarbeiter und mehr als 2300 Geschäftsstellen.