FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorge vor steigenden US-Leitzinsen und ein Kursrutsch der Bayer-Aktien haben am Donnerstag den Dax (DAX) belastet. Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern will sein Agrarchemie-Geschäft mit dem Kauf des US-Unternehmens Monsanto aufpolieren. Das dürfte teuer werden, fürchten Anleger.
Am Nachmittag büßte das deutsche Börsenbarometer 0,78 Prozent auf 9865,58 Punkte ein, womit es sich allerdings von seinem Verlust von zeitweise anderthalb Prozent erholte. "Das ist wohl vor allem der Entwicklung des Euro geschuldet, denn der gibt wieder etwas nach", sagte Händler Thorsten Engelmann von der Equinet Bank in Frankfurt. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung sank zuletzt auf 11,833 US-Dollar. Ein schwächelnder Euro begünstigt Exporte außerhalb der Eurozone. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1197 (Mittwoch: 1,1279) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8931 (0,8866) Euro.
Der MDax (MDAX), in dem die mittelgroßen Unternehmen gesammelt sind, fiel um 0,37 Prozent auf 20 042,26 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,49 Prozent auf 1655,30 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 0,53 Prozent.
FED KÖNNTE BEREITS IM JUNI ODER JULI ZINSEN ANHEBEN
Entgegen den bisherigen Erwartungen am Markt könnte die US-Notenbank Fed ihre geldpolitischen Zügel doch schon im Juni oder Juli weiter straffen, sofern sich die Wirtschaft günstig entwickelt. Dies wird nun nach der Veröffentlichung des jüngsten Protokolls zur Sitzung des geldpolitischen Ausschusses verstärkt gemutmaßt. Höhere Zinsen würden Aktien im Vergleich zu Anleihen jedoch uninteressanter machen.
Vom Protokoll der EZB hingegen gingen kaum Impulse aus. Der Rat der EZB attestierte der Politik in den Euroländern einen Reformmangel und ist weiterhin wegen der niedrigen Inflationserwartungen besorgt.
BAYER-AKTIE SACKT UM MEHR ALS 8 PROZENT AB
Im Dax wurden die Papiere von Bayer (DE:BAYGN) (ETR:BAYN) wegen eines möglichen Milliardenzukaufs abgestraft. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern will sich den aktuell wegen des Unkrautvernichters Glyphosat im Brennpunkt stehenden US-Chemieriesen Monsanto (NYSE:MON) einverleiben. Die Anleger sehen dies aber mit Sorgen, denn neben einer möglichen anteilsverwässernden Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Deals beurteilen sie auch den womöglich hohen Kaufpreis kritisch. Die im Dax schwer gewichteten Aktien brachen um rund 8 Prozent ein und notieren damit so tief wie zuletzt im Oktober 2013.
Aktionäre von Bankaktien dagegen freuten sich über die Aussicht auf steigende Leitzinsen, denn die Finanzinstitute leiden seit langem unter den niedrigen Zinsen. So stiegen die Papiere der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn), die zugleich ihre Hauptversammlung hatte, um mehr als 3 Prozent. Die Aktien der Commerzbank (XETRA:CBKG) legten um etwas mehr als 2 Prozent zu.
MERCK UND HENKEL PROFITIEREN VON QUARTALSBERICHTEN
Zum Ende der Berichtssaison legten zudem noch einige Unternehmen ihre Geschäftszahlen vor. So war der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA (XETRA:MRK) dank eines florierenden Laborgeschäfts mit Volldampf ins Jahr gestartet und will 2016 bei Umsatz und Gewinn erneut zulegen. Die Anleger honorierten dies mit einem Plus von etwas mehr als dreieinhalb Prozent.