WERDOHL (dpa-AFX) - Der Bahntechnikkonzern Vossloh (ETR:VOS) mit weltweit 5600 Beschäftigten steht vor einem tiefgreifenden Umbau. Mit einer Gewinnwarnung überraschte der Vorstand am Freitag die Börse und schockierte die Anleger, den Mitarbeitern drohen Stellenstreichungen. Durch zusätzliche Belastungen bei der nun anstehenden Neuausrichtung der Geschäfte werde 2014 vor Zinsen und Steuern (EBIT) voraussichtlich ein Verlust von 150 Millionen bis 180 Millionen Euro anfallen, teilte Vossloh im sauerländischen Werdohl mit. Daraufhin brach die Aktie in der Spitze über zwölf Prozent ein.
Bei der Neuausrichtung soll es im Zuge von Kapazitätsanpassungen auch zu einem Stellenabbau kommen. "Es wird nicht ohne Personalanpassungen gehen", sagte Vorstandschef Hans Schabert in einer Telefonkonferenz. Genaue Zahlen nannte er nicht. Betroffen sind vor allem die Standorte Kiel in der Sparte Lokomotivenbau und Düsseldorf bei elektrischen Systemen.
Mit der Verschlankung von Management-Teams in Geschäftsführungen und Bereichsleitungen wurde schon ein Anfang gemacht. Diese seien bereits um ein Drittel gekürzt worden, sagte Schabert, der seit Anfang April den Vorstand des Unternehmens führt.
An der Börse sorgten die überraschenden Nachrichten aus Werdohl zu einem Kurssturz der Vossloh-Aktie. Das Papier verlor bis zum Nachmittag gegenüber dem Vortag mehr als zwölf Prozent an Wert. Das war der tiefste Stand seit November 2008. Noch im vergangenen April hatte das Unternehmen, das 2013 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von 54 Millionen Euro erzielt hatte, ein deutlich besseres Ergebnis für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht gestellt.
Nachdem der Vorstand in den vergangenen Wochen alle Aktivitäten auf den Prüfstand gestellt hatte, wurde in einzelnen Bereichen ein erheblicher Handlungsbedarf festgestellt. Dieser betrifft die Sparte Lokomotiven in Kiel, wo Vossloh die Produktion künftig auf Industrie- und Rangierlokomotiven konzentrieren will. Im Bereich Electrical Systems am Standort Düsseldorf sollen künftig Nahverkehrsbahnen, Trolley-Busse, Komponenten und E-Mobilität im Vordergrund stehen.
Vossloh sei kein Sanierungsfall, hieß es weiter. Nur etwa ein Drittel der durch den Umbau erforderlichen Aufwendungen in Höhe von 250 Millionen Euro würden als liquide Mittel aus dem Unternehmen abfließen. Der andere Teil seien Bucheffekte aus der Neubewertung von Vermögenswerten. Vossloh werde konsequent wieder auf Erfolgskurs gebracht. Ziel sei dabei, schon im kommenden Jahr die Wende zu schaffen und profitabel zu werden.br