München/Berlin (Reuters) - Die Stimmung der deutschen Manager hat sich nach dem Brexit-Schock den zweiten Monat in Folge eingetrübt.
Das entsprechende Barometer für das Geschäftsklima fiel im August deutlich um 2,1 auf 106,2 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter 7000 Führungskräften bekanntgab. Das ist der schlechteste Wert seit einem halben Jahr. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen einen Anstieg des wichtigen Frühindikators auf 108,5 Zähler erwartet. "Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Experten führen das unerwartete Minus auf den Anti-EU-Entscheid der Briten von Ende Juni zurück. "Der Brexit hat sich jetzt etwas stärker ausgewirkt", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zur Nachrichtenagentur Reuters. "Der Brexit-Schock ist den Unternehmen doch auf den Magen geschlagen", pflichtete Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe bei.
Der Putschversuch in der Türkei hat sich Wohlrabe zufolge dagegen kaum ausgewirkt. Ebenso hätten die Anschläge in Deutschland die Konsumstimmung nicht belastet. Bei den Börsianern sorgte der Ifo-Rückgang für Verunsicherung: Der Dax weitete seine Verluste aus und lag zuletzt 1,2 Prozent im Minus.
INDUSTRIE MIT WENIGER AUFTRÄGEN
Die Unternehmenschefs beurteilten sowohl die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate als auch die aktuelle Lage schlechter. Die Stimmung trübte sich im Groß- und Einzelhandel sowie in der Industrie ein. "Vor allem der Auftragseingang war rückläufig", sagte Fuest mit Blick auf das Verarbeitende Gewerbe. "Das Geschäftsklima gab in nahezu allen Branchen nach, am deutlichsten in der Chemie- und Elektroindustrie." Bei den Dienstleistern hellte sich das Klima hingeben auf, in der Baubranche blieb es auf Rekordniveau.
Bereits im Juli war der Ifo-Index nach dem Brexit-Votum gefallen. Die Briten hatten Ende Juni entschieden, dass ihr Land die Europäische Union verlassen soll. Experten fürchten, dass Großbritannien dadurch in eine Rezession rutschen könnte. Auch die deutschen Exporteure müssen dann mit Geschäftseinbußen rechnen, ist das Land doch einer ihrer wichtigsten Kunden.