von Gina Lee
Investing.com – Chinas Wirtschaft wuchs im dritten Quartal 2021 so langsam wie seit einem Jahr nicht mehr. Eine weltweite Energieknappheit, Engpässe in der Lieferkette und ein schwächelnder Immobilienmarkt erhöhen den Druck auf die Notenbanker, der ins Stocken geratenen wirtschaftlichen Erholung auf die Sprünge zu helfen.
Neue Daten hatten heute gezeigt, dass das BIP im Quartalsvergleich um 0,2 % wuchs. Ökonomen hatten mit einem Wachstumsclip von 0,5 % gerechnet, nach 1,3 % im Vorquartal. Im Jahresvergleich stand ein BIP-Wachstum von 4,9 % zu Buche, hier hatten Analysten 5,2 % prognostiziert, im Juli waren es noch 7,9 %.
Die anhaltende Schuldenkrise der China Evergrande Group (HK:3333), Störungen in der Lieferkette und die Energiekrise stellen China vor große Herausforderungen.
"Die Erholung der Binnenwirtschaft ist immer noch instabil und ungleichmäßig", sagte Fu Linghui, Sprecher des National Bureau of Statistics (NBS), bei einem Briefing am Montag.
Das langsame Wachstum steht im Kontrast zu der beeindruckenden wirtschaftlichen Erholung des Landes von Covid-19 in 2020, die durch eine wirksame Eindämmung des Virus und eine steigende Auslandsnachfrage nach chinesischen Industriegütern gefördert wurde.
"Als Reaktion auf die unerfreulichen Wachstumszahlen, die wir für die kommenden Monate erwarten, glauben wir, dass die Zentralbanken weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Wachstums ergreifen werden, einschließlich der Sicherstellung ausreichender Liquidität auf dem Interbankenmarkt, der Beschleunigung des Ausbaus der Infrastruktur und der Lockerung einiger Aspekte der allgemeinen Kredit- und Wohnungsbaupolitik", sagte Louis Kuijs, Leiter der Asien-Abteilung bei Oxford Economics, gegenüber Reuters.
Die Schuldenkrise des Immobilienkonzerns China Evergrande Group hält an und damit nehmen auch die Sorgen über ein mögliches Übergreifen des Kreditrisikos vom chinesischen Immobiliensektor auf die Gesamtwirtschaft zu.
Unterdessen wuchs die Industrieproduktion im September im Jahresvergleich um 3,1% und blieb damit hinter den Konsensschätzungen von 4,5% und dem Wachstum von 5,3% des Vormonats zurück.
Die Einzelhandelsumsätze erhöhten sich im September im Jahresvergleich um 4,4 % und lagen damit über der Analystenprognose von 3,3 % und auch über dem Wachstum des Vormonats von 2,5 %. Die Arbeitslosenquote belief sich auf 4,9%, gegenüber 5,1% im August.
Der Industriesektor hatte unter der Energiekrise zu leiden. Ein Mangel an Kohle führte zur Stromrationierung. Auch die strengen Umweltauflagen für große Umweltverschmutzer wie Stahlwerke und die Überschwemmungen im Sommer machten dem Sektor zu schaffen.
"Die meisten negativen Faktoren sind politischer Natur ... die Wirtschaft weist viele Schwachstellen auf, und diese werden nicht so bald wegfallen, denn die politischen Entscheidungen bleiben bestehen, weshalb sich dies bis ins Jahr 2022 hineinziehen wird", sagte Iris Pang, Chefvolkswirtin für China bei der ING (AS :INGA), gegenüber Reuters.