Investing.com - Ein überraschend starker Anstieg der deutschen Industrieproduktion im August konnte am Dienstag zwar kurzfristig für positive Schlagzeilen sorgen, doch Experten bleiben skeptisch. Mit einem Plus von 2,9 % zum Vormonat wurde der erwartete Zuwachs von 0,8 % deutlich übertroffen. Allerdings gleicht der Anstieg lediglich den Rückgang von 2,9 % im Juli aus, sodass die Gesamtlage für den Industriesektor weiterhin angespannt bleibt.
Insbesondere die Automobilproduktion, die im Juli stark eingebrochen war, erholte sich mit einem Plus von 19,3 %. Allerdings wies das Statistische Bundesamt darauf hin, dass die Autoproduktion stark von monatlichen Schwankungen geprägt sei. In den energieintensiven Industrien stieg die Produktion marginal um 0,1 %, liegt jedoch immer noch 13 % unter dem Niveau von vor dem Ukraine-Krieg.
„Trotz des Anstiegs bleibt das Gesamtbild trübe“, kommentierte Franziska Palmas, Senior Europe Economist bei Capital Economics. Die Produktion im August liege immer noch 7 % unter dem letzten Höchststand im Februar 2023, und die Aussichten seien weiter schlecht. Sie verwies auf rückläufige Auftragseingänge, die im August um 5,8 % gesunken sind und sich auf einem der tiefsten Niveaus seit 2013 befinden.
Zusätzlich belasten strukturelle Probleme die Industrie. Hohe Energiekosten, die schwächere Nachfrage aus China und Schwierigkeiten in der Automobilindustrie beim Hochfahren der E-Auto-Produktion dürften laut Palmas weiterhin als Bremsklötze wirken. „Die Industrie wird in den kommenden Monaten wohl eher eine Belastung für die deutsche Wirtschaft bleiben“, so die Expertin.