Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die größte Volkswirtschaft der Eurozone steht vor mindestens einem Quartal mit wirtschaftlicher Schrumpfung, nachdem die Auftragseingänge deutscher Industrieunternehmen im April den dritten Monat hintereinander gesunken waren.
Die Aufträge gingen im Monatsvergleich um 2,7 % zurück, nach Rückgängen um 4,2 % und 0,8 % in den vergangenen zwei Monaten. Wieder einmal waren die Zahlen eine Enttäuschung und blieben weit hinter den Erwartungen eines Anstiegs um 0,3 % zurück.Die März-Daten wurden jedoch von einer ersten Schätzung von -4,7 % nach oben revidiert.
Die Zahlen belegen einmal mehr die drastische Abschwächung der Konjunktur in Deutschland als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine, der zu einem starken Anstieg der Energiekosten geführt hat. Der Preisanstieg auf Erzeugerebene beläuft sich derzeit auf 33,5 % auf Jahresbasis, was größtenteils auf einen Anstieg der Gaspreise um über 150 % im letzten Jahr zurückzuführen ist, während die industriellen Strompreise um fast 90 % angezogen haben.
Dennoch hat sich Deutschland für ein Importverbot der Europäischen Union für russisches Öl und Treibstoff bis Ende des Jahres stark gemacht. Damit droht es seine Probleme bei der Energieversorgung noch weiter zu verschärfen.
Auch die Nachfrage aus wichtigen Märkten wie China hat aufgrund der mehr als zweimonatigen Abriegelungsmaßnahmen in Shanghai und anderswo gelitten.
"Die erhöhte Unsicherheit durch den russischen Einmarsch in der Ukraine führt weiterhin zu einer schwachen Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland", so Destatis. "Die Auftragsbücher der Unternehmen sind jedoch nach wie vor gut gefüllt."
Die Zahlen sind die ersten von drei wichtigen Datenpunkten aus der deutschen Wirtschaft in dieser Woche. Am Mittwoch folgt die Industrieproduktion und am Freitag die Leistungsbilanz. Die Produktion ist im März so stark eingebrochen wie seit 16 Monaten nicht mehr, obwohl regelmäßige Korrekturen nach oben darauf hindeuten, dass der tatsächliche Rückgang geringer ausgefallen sein könnte. Die Daten zum Schlüsselsektor des Landes, dem Export, werden am Freitag erwartet. Der Leistungsbilanzüberschuss verringerte sich im März aufgrund der drastisch gestiegenen Kosten für Energieimporte deutlich.