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FOKUS 4-Rücktritt von EZB-Volkswirt beschleunigt Börsentalfahrt

Veröffentlicht am 09.09.2011, 18:18
Aktualisiert 09.09.2011, 18:20
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* Aktienkurse und Euro geben nach

* Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf Rekordtief

* Finanzwerte schwach - Spekulation um Kapitalerhöhungen (neu: Schluss-Kurse)

Frankfurt, 09. Sep (Reuters) - Der Rücktritt des EZB-Chefvolkswirts Jürgen Stark hat die internationalen Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Der Euro und die Aktienmärkte bauten ihre Verluste am Freitag nach einer Reuters-Meldung über Starks bevorstehenden Abschied aus. Anleger suchten ihr Heil in den sicheren Häfen Bundesanleihen und Gold , die erneut zulegten.

"Herr Stark hat eine sehr hohe Reputation und gilt als absoluter Experte", betonte Markus Huber, Aktienhändler bei ETX Capital. Ein Talent wie ihn zu verlieren, sei für die EZB schlecht - nicht nur im Moment, sondern auch für die bevorstehende turbulente Zeit. "Das könnte zumindest kurzfristig das Vertrauen einiger Investoren in die Fähigkeit der EZB, die Finanzkrise zu lösen und dem konjunkturellen Abschwung entgegenzuwirken, untergraben." Ähnlich urteilte Analyst Matthias Gloystein von der Bremer Landesbank: "Im Moment wird das am Markt so interpretiert, dass der Rücktritt die EZB schwächt."

Die Europäische Zentralbank (EZB) bestätigte Starks Rücktritt am Nachmittag und führte dafür persönliche Gründe an. Reuters-Informationen zufolge gab es ein Zerwürfnis über die Staatsanleihenkäufe der EZB. In Finanzkreisen hieß es, Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen werde Stark nachfolgen.

EURO GEHT IN DIE KNIE - DAX AUF TALFAHRT

Der Euro fiel auf ein Acht-Monats-Tief von 1,3654 Dollar und lag damit rund zweieinhalb US-Cent unter dem New Yorker Vortagesschluss. Der Bund-Future kletterte im Gegenzug auf ein Kontrakt-Hoch von 137,90 Punkten. Gold machte einen Großteil seiner Anfangsverluste wett und kostete am frühen Abend 1854,94 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Run auf die Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Bonds zeitweise auf ein Rekordtief von 1,737 Prozent.

Die EZB-Personalie schürte auch Zweifel an einer nachhaltigen Rettung Griechenlands. Die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets griechischer Anleihen per Credit Default Swap (CDS) verteuerte sich dem Datenanbieter Markit zufolge um 380.000 auf 3,1 Millionen Euro.

Der Dax rutschte um bis zu 4,3 Prozent ab und beendete den Xetra-Handel vier Prozent schwächer bei 5189,93 Punkten. Der EuroStoxx50 gab 4,2 Prozent auf 2073,22 Zähler nach. Im Gegenzug schossen die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx , die die Nervosität der Anleger messen, um 13 beziehungsweise 20 Prozent in die Höhe. An der Wall Street lag der US-Standardwerteindex Dow Jones bei Börsenschluss in Deutschland zwei Prozent im Minus.

FINANZWERTE ERNEUT IM MINUS - BAYER EINZIGER DAX-GEWINNER

Bei den Unternehmen verbuchten die Finanzwerte, die besonders sensibel auf alle Nachrichten rund um die Schuldenkrise reagieren, die größten Kursverluste. Sie wurden zusätzlich von einer Studie von Goldman Sachs belastet. Die Analysten senkten die Kursziele mehrerer Institute wie der Societe Generale und betonten, sollte es bei griechischen Anleihen zu einem "Haircut", also einer Umschuldung kommen, seien Kapitalerhöhungen notwendig.

Vor diesem Hintergrund rutschte der europäische Bankenindex um fünf Prozent ab. Neun der zehn größten Verlierer im EuroStoxx50 kamen aus der Finanzbranche. Schlusslicht bildeten hier Societe Generale mit einem Minus von 10,6 Prozent auf 17,45 Euro. Deutsche Bank verloren 7,3 Prozent auf 23,09 Euro und Commerzbank 8,7 Prozent auf 1,67 Euro. In Österreich brachen die Kurse von Erste und Raiffeisen Bank um neun beziehungsweise 11,2 Prozent ein.

Im Dax konnte sich allein Bayer gerade noch im Plus halten. Die Aktie schloss bei 39 Euro. Ein Expertengremium hatte am Donnerstagabend in den USA der Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung des Bayer-Hoffnungsträgers Xarelto empfohlen. Spekulation um Verzögerungen bei der US-Markteinführung des Blutverdünners hatten den Aktienkurs noch am Dienstag um bis zu 13 Prozent abstürzen lassen. Ein Analyst warnte aber vor überzogenen Hoffnungen. Es sei möglich, dass Xarelto nur mit Einschränkungen zugelassen werde, was den Verkaufserfolg beeinträchtigen könne. (Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Jörn Poltz)

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