Von Geoffrey Smith
Investing.com - Die Immobilienpreise in Großbritannien sind im November so stark gesunken wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Das Chaos, das durch Liz Truss' unglückseliges „Mini-Budget“ ausgelöst wurde, hat den Markt für Hypothekenkredite im Land lahmgelegt.
Die durchschnittlichen Verkaufspreise fielen im Vergleich zum Oktober um 1,4 % und damit so stark wie seit Juni 2020 nicht mehr. Damals hatten landesweite Lockdowns in der ersten Pandemiephase den Verkaufsprozess erschwert, so Nationwide, einer der größten Hypothekenfinanzierer des Landes. Damit sank die jährliche Inflationsrate bei den Hauspreisen auf 4,4 %, den niedrigsten Stand seit September 2020.
Beide Zahlen lagen deutlich unter den Konsensprognosen.
Die Kreditgeber hatten im Oktober fast alle Hypothekenprodukte mit festem Zinssatz vom Markt genommen, nachdem die damalige Premierministerin Truss versucht hatte, die schwächelnde britische Wirtschaft mit den größten Steuersenkungen seit über 50 Jahren zu beleben. Ihre Pläne, die Kürzungen durch eine höhere Kreditaufnahme zu finanzieren, wurden jedoch von den Anleihemärkten abgelehnt. In der Erwartung, dass die Maßnahmen die Inflation noch weiter anheizen würden, stiegen die britischen Anleiherenditen drastisch an.
„Während sich die Bedingungen auf den Finanzmärkten stabilisiert haben, sind die Zinssätze für neue Darlehen nach wie vor hoch. Der Markt hat erheblich an Dynamik verloren“, sagte der Chefökonom von Nationwide, Robert Gardner. „Die Erschwinglichkeit von Wohnraum für potenzielle Käufer und Umziehende ist in einer Zeit, in der die Finanzen der privaten Haushalte aufgrund der hohen Inflation bereits unter Druck stehen, deutlich angespannter geworden.“
Er fügte hinzu, dass der Markt wahrscheinlich noch einige Zeit gedämpft bleiben wird, da die Inflation für den größten Teil des nächsten Jahres hoch bleiben wird. Dies werde die Bank of England dazu veranlassen, die Zinssätze weiter anzuheben.
Nach Angaben des Office for National Statistics macht Wohneigentum rund 36 % des Gesamtvermögens der britischen Haushalte aus und steht damit an zweiter Stelle nach den privaten Renten. Daher dürfte jeder anhaltende Rückgang der Hauspreise zu erheblichen negativen Vermögenseffekten führen und die Verbraucherausgaben drücken.
Der Preisanstieg der letzten zwei Jahre hat jedoch dazu geführt, dass Wohneigentum für einen immer größeren Teil der Bevölkerung so gut wie unerschwinglich geworden ist. Nationwide schätzt, dass der typische Hauskäufer in London und Südostengland zu den reichsten 10 % der Bevölkerung gehört.
Die Nachricht schadete den Aktienkursen einiger der größten Immobilienunternehmen Großbritanniens. Die Aktie von Foxtons (LON:FOXT) fiel um 0,6 %, die von Purplebricks (LON:PURP) um 1,3 % und Onthemarket (LON:OTMPO) notierte sogar 2,4 % schlechter. Ansonsten verlief der Handelstag für den Großteil der Papiere gut, unterstützt durch eine starke US-Rallye, die auf eine Rede von Fed-Präsident Jerome Powell folgte.
Powell hatte in seiner Rede wenig Neues gesagt und damit die Erwartungen gestärkt, dass die nächsten Zinserhöhungen der US-Notenbank geringer ausfallen werden als die überdimensionierten 75-Basispunkte-Erhöhungen der letzten Monate.