* Fukushima-Desaster nun auf einer Stufe mit Tschernobyl
* Dax verliert ein Prozent
* Alcoa-Zahlen nur wenig inspirierend
(neu: US-Börse, BASF, Dialog, Schlusskurse)
Frankfurt, 12. Apr (Reuters) - Die offizielle Einstufung der
Atomkatastrophe von Fukushima als so gravierend wie das Desaster
in Tschernobyl hat am Dienstag die Aktienmärkte rund um den
Globus belastet. "Das Pendel könnte bei Investoren nun
kurzfristig in Pessimismus umschlagen", erklärte Herbert Perus,
der bei Raiffeisen Capital Management den Bereich Globale Aktien
leitet. Internationale Anleger könnten nun Risiko aus den
Märkten nehmen - davon wäre nicht nur der japanische Aktienmarkt
betroffen. Diese "extrem negative Überraschung" treffe die
Börsen zu einem Zeitpunkt, als sich die Stimmung dort zuletzt
wieder verbessert habe.
Japans Atomaufsicht hatte erstmals eingestanden, dass
Fukushima auf der Internationalen Bewertungsskala für atomare
Ereignisse auf die höchste Stufe 7 statt bislang 5 einzuordnen
ist. Der Dax<.GDAXI> schloss 1,4 Prozent niedriger bei 7102
Punkten. Der Euro-Stoxx50<.STOXX50E> gab um 1,4 Prozent nach. In
Tokio hatte der Nikkei-Index<.N225> 1,7 Prozent verloren. In
Shanghai<.SSEC> und Hongkong<.HSI> gaben die Kurse ebenfalls
nach. Auch die US-Börsen<.DJI><.SPX><.IXIC> notierten jeweils
rund ein Prozent im Minus.
Wenig euphorisch hatten die Märkte auch den Auftakt der
US-Bilanzsaison aufgenommen. Der Aluminiumkonzern Alcoa
hatte die Anleger an der Wall Street mit seinem Quartalsbericht
nicht ganz überzeugt: Zwar übertraf das Unternehmen mit seinem
Ergebnis die Analystenschätzungen, verfehlte die Erwartungen
aber beim Umsatz. In New York fielen Alcoa-Aktien um 6,1
Prozent.
Im Dax bildeten die Aktien von Infineon mit einem
Abschlag von 4,7 Prozent auf 7,01 Euro das Schlusslicht. Händler
begründeten das Minus mit schlechten Branchennachrichten: Neben
den neuen Meldungen aus Japan drückte eine gesenkte
Umsatzprognose des Analog-Chipherstellers Micrel die
Stimmung. Die im TecDax<.TECDAX> gelisteten Dialog
Semiconductor gaben 5,8 Prozent nach. Der europäische
Technologie-Branchenindex<.SX8P> schloss drei Prozent tiefer.
Commerzbank-Aktien verloren 4,7 Prozent auf 4,93
Euro. Händlern zufolge lastet weiter die laufende
Kapitalerhöhung auf dem Kurs.
Die am Vortag schon schwachen Autowerte blieben weitgehend
auf den Verkaufslisten. So fielen VW um 1,6 Prozent,
BMW gaben um 0,8 Prozent nach. Am europäischen Markt
gerieten Renault mit einem Abschlag von 3,2 Prozent auf
37,75 Euro unter Druck. Im Zuge der Spionage-Affäre hatte
Vorstandsmitglied Patrick Pelata am Montagabend seinen Hut
genommen. Analysten bezeichneten den Weggang des für das
operative Geschäft zuständigen Managers als Verlust für den
Konzern.
Zu den Verlierern zählten auch die Titel des
Dax-Schwergewichts BASF mit einem Rückgang von 2,8
Prozent auf 62,59 Euro. Händlern zufolge gab es Spekulationen
über ein Interesse des Chemieriesen am US-Agrochemiekonzern
Monsanto. Eine BASF-Sprecherin sagte: "Marktgerüchte
kommentieren wir nicht." Einige Börsianer begründeten die
fallenden Kurse bei BASF mit Gewinnmitnahmen. Monsanto
verteuerten sich in New York um 1,7 Prozent auf 68,32 Dollar.
Gegen den Trend gab es nur wenige Ausreißer: im Dax führten
Lufthansa mit einem Plus von 2,6 Prozent die allerdings
recht kurze Gewinnerliste an. Händler führten die Aktienkäufe
auf den Rückgang des Ölpreises zurück.
Merck stiegen um 2,2 Prozent. Nach Bekanntgabe der
Restrukturierungspläne in der vorigen Woche äußerten sich die
Analysten der Unicredit wohlwollend über eine Präsentation des
neuen Pharmachefs Stefan Oschmann. Investoren und Analysten
seien sich nun einig, dass sich die Bewertung des Portfolios
verbessern werde.
(Reporter: Tom Körkemeier; redigiert von Ralf Banser)