Ankara/Istanbul (Reuters) - Im Streit zwischen den Nato-Verbündeten USA und Türkei deutet sich eine Entspannung an.
Die Regierungen in Ankara und Washington hätten sich bei bestimmten Themen verständigt, berichtete der Sender CNN Türk am Dienstag unter Berufung auf Diplomatenkreise. Demnach sind die ersten Gespräche für Mittwoch angesetzt. Einem Insider zufolge reist eine Delegation um den neuen Außenstaatssekretär Sedat Önal zu Gesprächen in die USA. Die US-Botschaft in Ankara erklärte, die USA blieben trotz der Spannungen ein guter Freund und Partner der Türkei. Die zuletzt gebeutelte Landeswährung Lira erhielt Auftrieb.
Die Spannungen hatten sich wegen des Verfahrens gegen den US-Pastor Andrew Brunson verschärft, der seit mehr als 20 Jahren in der Türkei lebt. Die dortige Justiz wirft ihm vor, Kontakte zu dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen unterhalten zu haben, in dem die Türkei den Drahtzieher des Putschversuchs von 2016 sieht. Brunson weist dies zurück. Die USA und die Türkei haben inzwischen Sanktionen gegen Minister des jeweils anderen Landes verhängt. Die Regierung in Washington überprüft zudem den teilweise zollfreien Zugang der Türkei zum amerikanischen Markt.
Die Furcht vor den wirtschaftlichen Auswirkungen des Streits hat in den vergangenen Tagen die Lira belastet. Sie verlor am Montag mehr als sechs Prozent, der größte Rückgang innerhalb eines Tages seit einem Jahrzehnt. Die türkische Zentralbank senkte im Laufe des Tages gewisse Anforderungen an Banken, um dem Verfall entgegenzuwirken. Zusammen mit dem Medienbericht sorgte dies am Dienstag für eine Erholung der Währung um etwa 1,4 Prozent.
Experten zeigten sich trotzdem skeptisch. Der Währungsanalyst Wolfgang Kiener von der BayernLB erklärte, die Lira sei für negative Nachrichten anfällig. Dies zeige, dass das Vertrauen ausländischer Kapitalgeber in das Land schwindet. Er verwies auf das vergleichweise hohe Leistungsbilanzdefizit der Türkei. Auch der Analyst Lutz Karpowitz von der Commerzbank (DE:CBKG) machte diesen Punkt geltend. "Ich befürchte, die richtige Krise geht jetzt erst richtig los." Die Finanzierung des türkischen Defizits sei nun in Gefahr. "Dann wäre sie da: die große realwirtschaftliche Krise."
Für Nervosität unter Investoren sorgt bereits länger der wachsende Einfluss von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die eigentlich unabhängige Zentralbank. Zudem ist die Inflation auf über 15 Prozent gestiegen.