STUTTGART/EHINGEN/NÜRNBERG (dpa-AFX) - Die insolvente Drogeriekette Schlecker sucht nach einem Ausweg aus der Notlage - dabei könnten Investoren auf eine staatliche Bürgschaft hoffen. 'Sollte das Insolvenzverfahren auf eine Investorenlösung hinauslaufen und ein Investor ein tragfähiges Konzept vorlegen, ist eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg denkbar', sagte Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) der 'Wirtschaftswoche'. Direkte Hilfskredite für den Konzern aus Ehingen bei Ulm werde es jedoch nicht geben.
Über die Zukunft des Drogerieriesen wollen der vorläufige Insolvenzverwalter und die Eigentümer am Montag Auskunft geben. Dabei sollten sie das Filialnetz nicht zu stark beschneiden, warnte Wolfgang Adlwarth vom Marktforschungsunternehmen GfK in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Nürnberg. 'Das ist ein wichtiger Punkt. Schlecker muss ein Nachbarschaftsladen bleiben.'
'Den Einkauf bei Schlecker erledigen die Kunden auf dem Heimweg', erläuterte Adlwarth, 'wenn sie zum Beispiel aus der Innenstadt kommen und noch Zahnpasta brauchen.' Daher sei die Kette auch seit Jahren diejenige mit den 'kleinsten Bons', also dem kleinsten Umsatz pro Kunde.
Wie die 'Wirtschaftswoche' berichtete, hat Schlecker nach GfK-Berechnungen allein in den vergangenen fünf Jahren rund sechs Millionen Kunden verloren. 2011 waren es rund zwei Millionen, wie Adlwarth dem Blatt sagte. Die Schlecker-Kunden wanderten ab - laut der noch nicht veröffentlichten GfK-Zahlen gingen rund 40 Prozent der Abwanderer zu den Drogerie-Konkurrenten wie dm, Rossmann und Müller. Ein weiteres Viertel zog es zu den Discountern wie Lidl und Aldi, die restlichen 35 Prozent verteilten sich auf sonstige Einzelhändler.
Handelsexperten empfehlen Schlecker, ganz auf den Markennamen 'Ihr Platz' zu setzen. Zwar sei Schlecker eines der bekanntesten Handelsunternehmen Deutschlands, sagte der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Manfred Hunkemöller, der 'Neuen Osnabrücker Zeitung'. Der Ruf der Kette sei aber schwer belastet. 'Die Diskussionen um Dumpinglöhne und Mitarbeiterschikanen bleiben beim Kunden in Erinnerung', so Hunkemöller.
Ähnlich sieht es der Art Directors Club Deutschland: 'Als Marke hat Schlecker seine letzte Chance gehabt und verspielt. Der alte Name und Markenauftritt, wie man ihn vielerorts noch sieht mit engen, dunklen Läden und weiß-blauem Blockschrift-Logo, steht für den Unterschicht-Billig-Drogeriemarkt. Das war nicht Erlebniseinkauf, sondern Warenausgabestation', sagte Präsident Jochen Rädeker der 'Wirtschaftswoche'.
Adlwarth warnte im Gespräch mit der dpa vor einem weiteren Risiko der Schlecker-Pleite: 'Das bedeutet auch eine Gefahr für große Konsumgütermarken', sagte Adlwarth. Denn wo der größte Konkurrent dm einen großen Anteil an Eigenmarken anbiete, habe Schlecker eher auf ein Markensortiment gesetzt, auch wenn die Kette zuletzt keinen Preisvorsprung mehr habe erzielen können. Sollte Schlecker ganz zusammenbrechen, werde das erhebliche Folgen für die großen Namen der Konsumgüterindustrie haben./rob/DP/he
Über die Zukunft des Drogerieriesen wollen der vorläufige Insolvenzverwalter und die Eigentümer am Montag Auskunft geben. Dabei sollten sie das Filialnetz nicht zu stark beschneiden, warnte Wolfgang Adlwarth vom Marktforschungsunternehmen GfK in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Nürnberg. 'Das ist ein wichtiger Punkt. Schlecker muss ein Nachbarschaftsladen bleiben.'
'Den Einkauf bei Schlecker erledigen die Kunden auf dem Heimweg', erläuterte Adlwarth, 'wenn sie zum Beispiel aus der Innenstadt kommen und noch Zahnpasta brauchen.' Daher sei die Kette auch seit Jahren diejenige mit den 'kleinsten Bons', also dem kleinsten Umsatz pro Kunde.
Wie die 'Wirtschaftswoche' berichtete, hat Schlecker nach GfK-Berechnungen allein in den vergangenen fünf Jahren rund sechs Millionen Kunden verloren. 2011 waren es rund zwei Millionen, wie Adlwarth dem Blatt sagte. Die Schlecker-Kunden wanderten ab - laut der noch nicht veröffentlichten GfK-Zahlen gingen rund 40 Prozent der Abwanderer zu den Drogerie-Konkurrenten wie dm, Rossmann und Müller. Ein weiteres Viertel zog es zu den Discountern wie Lidl und Aldi, die restlichen 35 Prozent verteilten sich auf sonstige Einzelhändler.
Handelsexperten empfehlen Schlecker, ganz auf den Markennamen 'Ihr Platz' zu setzen. Zwar sei Schlecker eines der bekanntesten Handelsunternehmen Deutschlands, sagte der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Manfred Hunkemöller, der 'Neuen Osnabrücker Zeitung'. Der Ruf der Kette sei aber schwer belastet. 'Die Diskussionen um Dumpinglöhne und Mitarbeiterschikanen bleiben beim Kunden in Erinnerung', so Hunkemöller.
Ähnlich sieht es der Art Directors Club Deutschland: 'Als Marke hat Schlecker seine letzte Chance gehabt und verspielt. Der alte Name und Markenauftritt, wie man ihn vielerorts noch sieht mit engen, dunklen Läden und weiß-blauem Blockschrift-Logo, steht für den Unterschicht-Billig-Drogeriemarkt. Das war nicht Erlebniseinkauf, sondern Warenausgabestation', sagte Präsident Jochen Rädeker der 'Wirtschaftswoche'.
Adlwarth warnte im Gespräch mit der dpa vor einem weiteren Risiko der Schlecker-Pleite: 'Das bedeutet auch eine Gefahr für große Konsumgütermarken', sagte Adlwarth. Denn wo der größte Konkurrent dm einen großen Anteil an Eigenmarken anbiete, habe Schlecker eher auf ein Markensortiment gesetzt, auch wenn die Kette zuletzt keinen Preisvorsprung mehr habe erzielen können. Sollte Schlecker ganz zusammenbrechen, werde das erhebliche Folgen für die großen Namen der Konsumgüterindustrie haben./rob/DP/he