DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Griechenlands Volkswirtschaft erholt sich laut einem Zeitungsbericht deutlich schneller von der schweren Krise als bisher gedacht. Im vergangenen Jahr sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur noch um 0,3 Prozent geschrumpft, berichtet das "Handelsblatt" am Freitag und berief sich auf Informationen von "hochrangigen EU-Diplomaten". Im Sommer vergangenen Jahres waren die internationalen Geldgeber des Landes noch von einem Einbruch der Wirtschaftsleistung in 2015 um 2,7 Prozent ausgegangen. Auf der Grundlage dieser Erwartung war im vergangenen Juli das dritte Hilfsprogramm für Griechenland beschlossen worden.
Die europäische Statistikbehörde Eurostat wird die Daten zum Wirtschaftswachstum am kommenden Donnerstag veröffentlichen. Bis dahin seien allenfalls nur noch geringfügige Abweichungen möglich, sagte ein EU-Diplomat dem "Handelsblatt". Die EU-Kommission hält es auf Grundlage der neuen BIP-Zahlen laut dem Zeitungsbericht für machbar, dass Griechenland die im dritten Hilfspaket vereinbarten Sparziele erreicht. Die Regierung in Athen hatte sich verpflichtet, 2018 einen Primärüberschuss (ohne Schuldendienst) von 3,5 Prozent vom BIP zu erzielen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält einen Primärüberschuss von 3,5 Prozent im Jahr 2018 dagegen für völlig unrealistisch. Der IWF mahnt strengere Reformen in Griechenland an und drängt darauf, dem Land noch einmal erhebliche Erleichterungen beim Schuldendienst zu gewähren. Letzteres stößt auf Ablehnung bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und auch bei anderen Euro-Staaten. Beim Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländern (G20) heute in Washington steht die Krise in Griechenland auf der Agenda. Zuletzt waren die Verhandlungen zwischen der Regierung in Athen und den internationalen Geldgebern über weitere Finanzhilfen für das angeschlagene Euroland ins Stocken geraten.