FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im August weiter verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel um 0,4 Punkte auf 86,6 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Die rund 9.000 vom Ifo-Institut befragten Unternehmen bewerteten die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte erneut schlechter. Auch die Beurteilung der aktuellen Lage fiel schwächer aus als im Monat zuvor.
Einschätzungen von Bank-Volkswirten zu den Ifo-Daten im Überblick:
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank
"Hoffnungsschimmer bleibt der Zinssenkungskurs der EZB. Geringere Finanzierungskosten können der angeschlagenen Bauwirtschaft helfen. Würde die Bauwirtschaft in Fahrt kommen, könnte davon auch das verarbeitende Gewerbe profitieren. Bis sich die Zinssenkungen allerdings in eine handfeste Belebung der Immobilienbranche niederschlagen, wird noch einige Zeit vergehen."
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank
"Die Hoffnungen auf einen Aufschwung bleiben zwar erhalten, verschieben sich aber immer mehr in Richtung des kommenden Jahres. Hoffnungsträger sind vor allem die weiter steigenden Einkommen der Verbraucher in den kommenden Monaten. Das ist auch dringend nötig, denn auf den Export ist für die deutschen Unternehmen mangels weltweiter Nachfrage und gestiegener internationaler Konkurrenz kein Verlass mehr."
Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING (AS:INGA) Bank
"Die deutsche Wirtschaft scheint wieder dort zu sein, wo sie vor einem Jahr war. In der größten Volkswirtschaft der Eurozone gibt es wenig Anzeichen einer baldigen Besserung. Letzte Woche zeigte der Einkaufsmanagerindex für Juli bereits einen schwachen Start ins dritte Quartal und der heutige Ifo-Index beweist, dass es derzeit nur sehr wenig Anlass für Optimismus gibt."
Ralf Umlauf, Analyst Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba)
"Eine Verbesserung der konjunkturellen Dynamik ist weiterhin Fehlanzeige und so sollten die Erwartungen für das deutsche Wachstum im dritten Quartal nicht zu hoch gesteckt werden. Die Zinssenkungserwartungen bezüglich der EZB per September werden damit wohl untermauert."
Elmar Völker, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
"Immerhin war der Rückgang geringer als im Vormonat, vor allem bei der Erwartungskomponente. Es gibt dennoch gerade nicht allzu viele Gründe für Zuversicht: Die Weltwirtschaft läuft holprig, von der Geopolitik drohen weiterhin Risiken und der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl lauert als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor. Last but not least sorgt die Performance der Bundesregierung eher für Ratlosigkeit als für Aufbruchstimmung. Hoffnung auf Besserung gibt es wohl frühestens gegen Jahresende, wenn man wenigstens in den USA genauer abschätzen kann, wo die Reise hingeht."
Marc Schattenberg, Analyst Deutsche Bank (ETR:DBKGn)
"Unter dem Strich deuten die jüngsten Konjunkturindikatoren auf einen nur schwachen Start ins dritte Quartal. Von einer spürbaren Erholung ist derzeit wenig zu sehen. Die große Frage ist nun, ob es für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 noch zu einem kleinen Wachstum reicht."
Christoph Swonke, Analyst DZ Bank
"Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen werden von den Unternehmen etwas pessimistischer bewertet. Deutschland fehlen momentan die Impulse, die zu einem Ende der wirtschaftlichen Schwächephase und zu einem starken Aufschwung führen könnten. Die Nachfrage aus dem In- und Ausland ist weiterhin schwach und klare Signale der Wirtschaftspolitik fehlen. Daher bleibt die Verunsicherung unter den Unternehmen und Verbrauchern hoch.