Berlin (Reuters) - Die Nominierung von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat nach Angaben von Meinungsforschern einen dreifachen Effekt: Zum einen kann sich die SPD nach zwei am Mittwoch veröffentlichten Umfragen von Forsa und Allensbach bei Werten knapp über 30 Prozent stabilisieren.
Zum anderen setzt die AfD in beiden Erhebungen ihren Sinkflug fort. Dritter Effekt ist die neue Schwäche der Grünen, die ebenfalls an die SPD Stimmen abgeben.
Beim wöchentlichen Forsa-Wahltrend für RTL (BR:AUDKt) und "Stern" bleiben die Sozialdemokraten bei 31 Prozent, auch die Union liegt im Vergleich zur Vorwoche unverändert bei 34 Prozent. Die AfD büßt einen weiteren Punkt ein und erreicht mit acht Prozent ihren schwächsten Wert bei Forsa seit Juli 2016. Die FDP steigt um einen Punkt auf sechs Prozent. Linkspartei und Grüne verharren bei acht beziehungsweise sieben Prozent.
In der monatlichen Allensbach-Umfrage für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" steigt die SPD um 7,5 Punkte auf 30,5 Prozent, die Union verliert drei Punkte auf 33 Prozent. Die AfD gibt drei Punkte ab auf 8,5 Prozent, die Linkspartei 1,5 Punkte auf acht Prozent. Auch die Grünen verlieren einen Punkt und liegen ebenfalls bei acht Prozent. Die FDP ist stabil bei sieben Prozent.
Forsa-Chef Manfred Güllner nennt vier Gründe, warum die AfD in den vergangenen vier Wochen von zwölf auf acht Prozent gesunken ist: "Mit ihrem Wählerfänger-Thema Flüchtlingskrise kann die AfD momentan kaum punkten", sagte Güllner dem "stern". Zudem wirke sich die chaotische Amtsführung von US-Präsident Donald Trump aus, den gerade die AfD zunächst noch gefeiert habe. Hinzu kämen die innerparteilichen Auseinandersetzungen. Güllner sieht aber auch einen Zusammenhang zwischen SPD-Stärke und AfD-Schwäche: "Die wenigen gemäßigten AfD-Anhänger sind zur SPD abgewandert, weil deren Kanzlerkandidat Martin Schulz zugetraut wird, die ihnen so verhasste Angela Merkel abzulösen", sagte der Forsa-Chef.
Zu ähnlichen Schlüssen kommt auch Insa-Chef Hermann Binkert. "Schulz hat potenziellen SPD-Wählern das Gefühl gegeben, dass es wieder eine Kanzlerentscheidung geben kann und die SPD nicht nur Merkel mitwählt", sagte er zu Reuters. Bei der Insa-Umfrage vom Dienstag liegt die SPD ebenfalls bei 30 Prozent, die AfD sank auf elf Prozent. Wie Güllner macht auch Binkert zudem innerparteiliche Querelen für die AfD-Verluste verantwortlich. Die Schwäche der Grünen erklärt er vor allem damit, dass potenzielle Wähler nicht mehr wüssten, was sie bekämen, wenn sie die Partei wählten. "Von einer Koalition mit der FDP in einem Jamaika-Bündnis bis zu einem mit der Linkspartei bei Rot-Rot-Grün wäre nach der Wahl alles möglich. Das schreckt offenbar eher ab", sagte Binkert. Die Grünen sollten daher mit einer Koalitionsaussage Klarheit schaffen.
Allensbach befragte 1542 Wahlberechtigte vom 1. bis 15. Februar, Forsa vom 13. bis 17. Februar 2502 Personen.