Berlin (Reuters) - Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Mai so kräftig hochgefahren wie seit November nicht mehr.
Industrie, Bau und Versorger stellten zusammen 2,6 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Das Plus fällt damit fast neunmal höher aus als von Ökonomen erwartet. Das Ministerium bezeichnete das Wachstum jedoch als statistisch verzerrt. Allerdings signalisierten volle Auftragsbücher und ein umfangreiches Neugeschäft weiter leichten Aufwind im Produzierenden Gewerbe. Auch Volkswirte reagierten positiv: "Die Produktion hat im Mai ihre Frühjahrsmüdigkeit abgelegt", sagte Christiane von Berg von der BayernLB.
Seit Dezember drosselten die Betriebe in vier von sechs Monaten ihren Ausstoß. Einige Experten hatten dies zuletzt auch mit Sondereffekten wie einer Grippewelle und Streiks in der Metallindustrie begründet. Im April ging es um 1,3 Prozent nach unten. Das Ministerium erläuterte: "Durch die Konstellation der Feier- und Brückentage wurden die Ergebnisse im April etwas unter- und im Mai etwas überzeichnet." Im weniger schwankungsanfälligen Zweimonatsvergleich April/Mai zu Februar/März habe es ein Plus von 0,7 Prozent gegeben. Commerzbank-Experte Ralph Solveen erwartet, dass die Produktion und die gesamte Wirtschaftsleistung im abgelaufenen zweiten Quartal wohl nur leicht gestiegen sind. "Das Bruttoinlandsprodukt dürfte um 0,4 Prozent zugelegt haben, nach 0,3 Prozent im ersten Quartal."
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht die Zahlen als wichtiges Signal. "Es gibt die Hoffnung, dass die Wirtschaft wieder auf einen Expansionspfad einschwenkt", sagte DIHK-Außenwirtschaftsexperte Ilja Nothnagel. Größtes Hindernis für eine Ausweitung der Produktion sei wie bisher der Fachkräftemangel. "Zudem sorgen die politischen Misstöne im In- und Ausland für Verunsicherung", sagte Nothnagel etwa mit Blick auf die Regierungskrise infolge des Asylstreits und auf den Handelskonflikt mit den USA.
Die Industrieproduktion kletterte im Mai um 2,7 Prozent. Die Firmen sammelten nach vier Rückgängen 2,6 Prozent mehr Aufträge ein und damit mehr als erwartet. Die Baubranche meldete einen Produktionsanstieg von 3,1 Prozent, die Energieerzeuger kamen auf plus 0,8 Prozent.