n BERLIN (dpa-AFX) - Führende deutsche Sozialverbände fordern Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zu durchgreifenden Änderungen gegen die hohe Langzeitarbeitslosigkeit auf. Nahles will an diesem Mittwoch ihre Pläne für mehr Chancen der Betroffenen im Sozialausschuss des Bundestags vorstellen.
Laut aktuellen OECD-Zahlen liegt Deutschland bei der Langzeitarbeitslosigkeit fast zehn Prozentpunkte über dem OECD-Schnitt. Sorge mache die heikle Lage der Betroffenen und ihrer Familien.
"Wer diese Misere wirklich beenden will, muss mit einem arbeitsmarktpolitischen Paradigmenwechsel beginnen", sagte der Präsident des Sozialverband Deutschland, Adolf Bauer, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, forderte: "Wir brauchen konkrete Programme für die über eine Million Menschen, die bereits ein Jahr und länger Arbeit suchen." Für kaum in den normalen Arbeitsmarkt Vermittelbare brauche es neue Ansätze.
"Mit einer Förderung in Sozialbetrieben kann auch für diese Menschen gute und reelle Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt geschaffen werden", sagte Schneider der dpa. Noch weiter ging die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher. Sie forderte die Schaffung eines öffentlich geförderten Arbeitsmarktes mit Tariflohn und sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen.
"Ein öffentlicher Beschäftigungssektor kann Langzeitarbeitslosen, die aufgrund von sozialen, psychischen oder gesundheitlichen Problemen keine Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt haben, eine Perspektive bieten", sagte Mascher der dpa.
Schneider meinte: "Ohne solche Maßnahmen wird es keinesfalls gelingen, die Zahl der Langzeitarbeitslosen wieder unter die Ein-Million-Grenze zu drücken." Nötig sei eine Kehrtwende und die Rücknahme von Kürzungen. Steigende Personalkosten bei den Jobcentern dürften nicht weiter durch Abbau bei der Eingliederung von Arbeitslosen finanziert werden. Bauer rief die Regierung auf, sich der "Herkulesaufgabe" zu stellen. Besonders Behinderte, Ältere und Geringqualifizierte hätten kaum Chancen.
Nahles will ihre Pläne für bessere Hilfen für Langzeitarbeitslose nun zunächst dem Sozialausschuss des Bundestags vorstellen. Für Aufsehen hatte ein Debattenbeitrag aus der Unionsfraktion gesorgt, nach dem die umstrittenen Sanktionen für Hartz-IV-Bezieher um Prämien und positive Anreize ergänzt werden sollen.tk
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