PEKING/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die faulen Kredite der chinesischen Banken sind im vierten Quartal auf den höchsten Stand seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise im September 2008 gestiegen. Im Vergleich zum Vorquartal legten die ausfallbedrohten Forderungen in den Bankbilanzen um 28,5 Milliarden Yuan (4,7 Milliarden US-Dollar) auf 592,1 Milliarden Yuan zu. Das geht aus Zahlen der chinesischen Bankenaufsicht CBRC vom Freitag hervor.
Trotz des starken Anstiegs zum Jahresende machen die zweifelhaften Positionen den veröffentlichten Daten zufolge aber nur ein Prozent des gesamten Kreditvolumens aus. Laut CBRC haben die Banken ihre Bücher allein in den letzten fünf Jahren um 89 Billionen Yuan aufgebläht.
Chinas Turbowachstum der vergangenen Jahre war maßgeblich angetrieben von lockerer Kreditvergabe. Nun zieht Peking allerdings die Zügel an. Die Furcht vor einer harten Landung der Wirtschaft wächst.
Bereits im dritten Quartal waren die faulen Kredite so stark angestiegen, wie seit acht Jahren nicht mehr. Und die von der Aufsicht gemeldeten Zahlen könnten laut Analysten nur die Spitze des Eisbergs abbilden. Denn in China spielt sich ein wesentlicher Teil der Kredit- und Finanzgeschäfte außerhalb der Bilanzen der Geldhäuser ab.
Zum Schattenbankenwesen in China werden Treuhandfonds, dubiose Vermögensverwaltungen, Finanzierungsvehikel kommunaler Regierungen (LGFV) und Untergrundbanken gezählt.
Experten tun sich schwer, das Ausmaß des Schattenbankensektors einzuschätzen. Analyst Ashley Davis von der Commerzbank geht von einer Größenordnung aus, die mindestens einem Drittel der chinesischen Wirtschaftsleistung entspricht.
'Wir müssen damit rechnen, dass dieser Teil des Finanzierungsmarkts das größte Risiko einer Kreditklemme birgt', warnt Davis. Neben den Schattenbanken gelten verschwenderische Lokalregierungen und der überhitzte Immobilienmarkt als Achillesfersen der chinesischen Wirtschaft. Alle drei Problemfelder sind eng miteinander verbunden.
Der Regierung sind die lange Zeit weitgehend unregulierten Nischen im Finanzwesen inzwischen ein Dorn im Auge. Peking setzt die Banken bei außerbilanziellen Geschäften verschärft unter Regulierungsdruck, erhöht die Kapitalvorschriften und strafft die Geldpolitik.
Die Eindämmung der Exzesse im Kreditwesen ist allerdings schwer als kontrollierter Prozess zu betreiben, deshalb wird der Geldmarkt immer wieder erschüttert. Mitte Januar sorgte die Beinahe-Pleite eines chinesischen Investmentfonds für Turbulenzen. In dieser Woche wurde bekannt, dass wohl auch ein anderer Fonds stark ins Schlingern geraten ist.