LONDON (dpa-AFX) - Weiterer Rückschlag für Russland: Die Ratingagentur Standard & Poor's hat das Land auf Ramschniveau gesenkt. Das Land habe in seiner Geldpolitik an Flexibilität eingebüßt, begründete die Agentur ihren Schritt. Auch die Wachstumsaussichten hätten sich verschlechtert. Die Agentur senkte daher ihre Einstufung am Montag von zuvor 'BBB-' auf 'BB+'. Der Ausblick ist negativ, damit sind weitere Abstufungen möglich.
Der russische Rubel reagierte mit starken Verlusten auf die Mitteilung. Zwischenzeitlich mussten über 68 Rubel für einen US-Dollar bezahlt werden und damit über fünf Prozent mehr als vor der Bekanntgabe des neuen Ratings. Russland steht in diesem Jahr wegen der westlichen Sanktionen und des starken Ölpreiseinbruchs von über 50 Prozent vor einer tiefen Rezession. Die Währung steht zudem wegen des Ölpreisverfalls seit Monaten unter Druck. Bei den anderen beiden großen Ratingagenturen Moody's und Fitch hat das Land noch Investmentstatus. Die Lage im russischen Bankensystem verschlechtere sich, womit die Geldpolitik der russischen Zentralbank an Grenzen stoße, teilte Standard & Poor's mit. Die Notenbank stehe wegen der inflationstreibenden Abwertung des Rubels vor schwierigen Entscheidungen, da sie zugleich das Wirtschaftswachstum stützen müsse. Die Geldhüter hatten im Dezember die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte auf 17 Prozent angehoben, um den Rubel attraktiver zu machen und die Inflation in den Griff zu bekommen. Dies verteuert jedoch Kredite für russische Firmen und würgt die Konjunktur noch weiter ab. Die Analysten von Standard & Poor's sehen die steigende Gefahr, dass sich der Umfang der finanziellen Reserven Russlands unter äußerem Druck und den Bemühungen der Regierung, die Wirtschaft zu stützen, verschlechtern wird. Der Ausblick für das neue Rating sei zudem negativ, weil sich der Spielraum der russischen Geldpolitik zum Beispiel durch die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen noch weiter verringern könne.