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US-Arbeitsmarktbericht: Gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten

Veröffentlicht am 05.07.2019, 13:39
© Reuters.
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Investing.com - Heute ist es mal wieder so weit. Die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten stehen auf der Agenda und werden Hinweise über die nächsten monetären Schritte der US-Federal Reserve geben.

Um es klipp und klar zu sagen: der heutige Stellenbericht ist wahrscheinlich der wichtigste US-Wirtschaftsbericht bis zur nächsten Sitzung der Fed am Ende Juli. Entsprechend hoch ist die Anspannung an den Märkten.

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, was die Erwartungen am Markt sind, und was am Aktien-, Anleihe- und Goldmarkt passieren könnte, wenn sie verfehlt oder übertroffen werden.

Das Hauptaugenmerk der Börsianer liegt wahrscheinlich auf vier Datenpunkten innerhalb des so genannten Nonfarm Payrolls Report:

  • Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft. Von Investing.com befragte Volkswirte erwarten ein Stellenplus von 160.000. Der Dreimonatsdurchschnitt liegt aktuell bei 151.000. Achten Sie hier neben der Headline vor allem auf die Revisionen für die Vormonate.
  • Die durchschnittlichen Stundenlöhne. Am Markt wird mit einem Lohnplus von 3,2 Prozent auf Jahressicht gerechnet.
  • Die Arbeitslosenquote. Volkswirte sehen eine unveränderte Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent.
  • Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit, die wohl am stärksten unterschätzte Kennzahl im NFP-Report. Sie gibt Hinweise auf die zukünftige Wirtschaftsaktivität. Geht die Wochenarbeitszeit über mehrere Monate zurück, so könnte das Stellenstreichungen zur Folge haben (siehe 2008 bis 2010) und umgekehrt. Analysten rechnen mit einer konstanten durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 34,4.

Ein Stellenplus von weniger als ~140.000 könnten die Märkte als negativ ansehen, während sie eine Zahl über ~170.000 als positiv betrachten könnten. Ein durchschnittliches Lohnwachstum von weniger als ~3% könnte als negativ angesehen werden, während eine Zahl von ~3,3% oder höher als positiv betrachtet werden könnte, so Bryce Coward auf dem Blog Knowledge Leaders Capital.

Um zu verstehen, wie die heutigen Zahlen die Märkte beeinflussen könnten, falls die Erwartungen erfüllt oder verfehlt werden, ist es wichtig, die aktuellen Faktoren zu verstehen, die die Preise der verschiedenen Anlageklassen beeinflussen, einschließlich der Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der Fed, sowie der Geldpolitik der ausländischen Zentralbanken und der Geopolitik.

Am Anleihemarkt rechnet man damit, dass die Fed die Zinsen Ende Juli um 25 Basispunkte senkt - und zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent. Eine größere Zinssenkung um 50 Basispunkte erhält dagegen nur eine Chance von 25 Prozent. Viele Fed-Mitglieder sind sich nach wie vor unschlüssig, ob sie die Zinsen im Juli senken werden sollten oder eben nicht. Powell hat zwar die Märkte vage darauf vorbereitet, das Wort Zinssenkung aber nicht in den Mund genommen.

"Insofern muss das Stellenwachstum die Erwartungen stark verfehlen, damit die Anleihe-, Aktien- und Goldmärkte weitere Zinssenkungen diskontieren und damit ihre Rallye fortsetzen können. Falls die Zahlen nur leicht über dem Konsens liegen, könnten die Märkte die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte auspreisen", so Coward.

Ausländische Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank, die Reserve Bank of Australia und die People’s Bank of China betreiben entweder bereits eine lockere Geldpolitik oder signalisierten eine weitere Lockerung der monetären Bedingungen. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, insbesondere mit Blick auf die Erwartungshaltung der Märkte, dass die Währungshüter doch nicht handeln, muss die Federal Reserve Ende Juli die Zinsen senken, weil ansonsten der US-Dollar wieder deutlich aufwerten könnte. Auch hier gilt: wenn das Stellenwachstum die Erwartungen übertrifft, so dürfte das an den Devisenmärkten zu einem steigenden US-Dollar führen und die Anleihe-, Aktien- und Goldmärkte negativ beeinflussen - und umgekehrt.

Mit dem auf dem G20-Gipfel beschlossenen Waffenstillstand im Handelskrieg zwischen den USA und China hat die Fed etwas Luft erhalten, um sich stärker auf die heimischen Konjunkturdaten zu konzentrieren - wie eben den US-Arbeitsmarktbericht. Da die US-Notenbank insbesondere wegen des schwachen Lohnwachstums besorgt ist, gilt es heute die durchschnittlichen Stundenlöhne im Blick zu behalten. Auch hier gilt: gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Ein stärker als erwartetes Lohnwachstum dürfte dazu führen, dass Aktien, Anleihen und Gold fallen, während der US-Dollar zulegt.

Fazit:

Angesichts der großen Erwartungshaltung, der bereits eingeleiteten oder signalisierten Maßnahmen der ausländischen Zentralbanken und der Beruhigung des Handelskrieges müsste es schon mit dem Teufel zugehen, damit die Federal Reserve die Zinsen Ende Juli um 50 Basispunkte senkt. Nur wenn der Stellenbericht wesentlich schwächer als erwartet ausfällt und damit die Wahrscheinlichkeit für eine große Zinssenkung wieder steigt, erst dann könnte sich die Rallye am Anleihe-, Aktien- und Goldmarkt fortsetzen.

Invertiert die US-Zinskurve am Freitag weiter, so könnte der Markt allmählich einen geldpolitischen Fehler der Fed einpreisen - das wäre mittelfristig negativ für den Aktienmarkt.

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