Washington (Reuters) - Trotz des von US-Präsident Donald Trump entfachten Handelsstreits läuft der US-Jobmarkt auch Hochtouren.
Die Regierung in Washington meldete am Freitag in ihrem Arbeitsmarktbericht für Juni 213.000 neue Stellen. Zugleich wurde der Zuwachs für Mai auf 244.000 nach oben revidiert. Einer Faustregel zufolge sind rund 120.000 neue Stellen im Monat ausreichend, um mit dem Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. Dieser Wert wurde dieses Jahr aber bislang Monat für Monat deutlich überboten: "Der Jobaufbau unterstützt den Konsum – die Konjunkturlokomotive bleibt unter Dampf", sagt NordLB-Ökonom Bernd Krampen.
Doch der Handelsstreit der USA mit der EU und China treibt die Notenbank Fed um, die auf Zinserhöhungskurs ist. Fed-Chef Jerome Powell sagte jüngst, prinzipiell könne der Konflikt dazu führen, dass die Zentralbank ihren Ausblick hinterfragen müsse. Aus vielerlei Kontakten in der US-Wirtschaft hätten die US-Währungshüter erfahren, dass der Zollstreit das Investitionsklima belaste. "An den Arbeitsmarktzahlen lässt sich dies bisher nicht festmachen", sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. "Der Beschäftigungszuwachs im Juni entspricht ziemlich genau dem durchschnittlichen Plus im ersten Halbjahr 2018."
"STILLE RESERVE WIRD AKTIVIERT"
Die Erwerbslosenquote stieg allerdings um 0,2 Punkte auf 4,0 Prozent. Dass die Stellenzahl im Juni stark anstieg und zugleich die Arbeitslosenquote nach oben schnellte, verwundert auf den ersten Blick. Doch die Basis bilden zwei Datensätze: eine Arbeitgeberumfrage, aus der Jobzahlen ermittelt werden, und eine Haushaltsbefragung, aus der die Quote berechnet wird. "Der Anstieg der Arbeitslosenquote sollte nicht beunruhigen", so VP Chefökonom Thomas Gitzel. In Anbetracht der guten Job-Chancen bemühten sich deutlich mehr Amerikaner wieder um eine Stelle: "Die stille Reserve wird also aktiviert." Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften habe "Marathonqualität". Seit mehr als sieben Jahren sei die Einstellungsbereitschaft der US-Firmen auf einem ungebrochen hohen Niveau.
Obwohl die Arbeitslosenquote leicht angestiegen ist, entspricht das Niveau in etwa der Vollbeschäftigung - dem erklärten Ziel der Fed. Sie hat den Leitzins im Juni angesichts des anhaltenden Aufschwungs auf die Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent angehoben und zwei weitere Schritte für das zweite Halbjahr ins Auge gefasst.
Zugleich hat die Notenbank im Mai erstmals seit sechs Jahren ihr Inflationsziel von zwei Prozent erreicht. Die Fed setzt darauf, dass sich der Aufschwung auch in der Geldbörse der Bürger bemerkbar macht - über steigende Gehälter. Die Stundenlöhne stiegen im Juni jedoch nur um 0,2 Prozent, was vorerst nicht für ein kräftiges Anziehen der Inflation spricht. Da jedoch noch immer Millionen Stellen in den USA unbesetzt sind, erwarten Ökonomen, dass das Lohnwachstum dieses Jahr Fahrt aufnehmen wird.