FRANKFURT (dpa-AFX) - Drägerwerk (ETR:DRW3) hat seine Ziele gesenkt und bei der Aktie damit eine Talfahrt ausgelöst. Die Papiere des Medizin- und Sicherheitstechnik-Herstellers brachen am Dienstag kurz nach Handelsstart um 10,29 Prozent auf 70,48 Euro ein und waren damit zweitschwächster Wert im TecDax F:TDXP. Dieser verlor 0,65 Prozent. Einige Analysten reagierten auf das verheerende Zahlenwerk für das zweite Quartal bereits mit herben Kommentaren und kräftigen Abstufungen.
Eine schwächer als erwartete Nachfrage, ein starker Euro und ein deutlicher Rückgang im Russland-Geschäft hatten dem TecDax-Konzern das zweite Quartal gründlich verhagelt. Nach einem bereits verheerenden ersten Quartal und dem nun ebenfalls desaströsen zweiten rechnet Drägerwerk nur noch mit einem Umsatzplus von zwei bis vier Prozent statt bisher mit drei bis sechs Prozent. Die derzeitige Euro-Stärke ist dabei nicht berücksichtigt. Diese sollte sich mit über zwei Prozentpunkten negativ auf das Wachstum auswirken. Bisher waren es drei Prozentpunkte gewesen. Zudem machte der Konzern Abstriche bei der Brutto- und Ebit-Marge 2014 und wird zudem seine mittelfristigen Prognosen überprüfen.
COMMERZBANK SENKT ANLAGEURTEIL UND KURSZIEL
Yasmin Moschitz von der Commerzbank senkte ihr Anlageurteil prompt von "Hold" auf "Reduce" und rechnet folglich damit, dass es für die Aktie um 5 bis 15 Prozent nach unten gehen könnte. Das Kursziel kürzte sie von 75 auf 55 Euro. Drägerwerk habe nach schwachen vorläufigen Quartalszahlen nicht nur seine Jahresziele gesenkt, sondern überprüfe nun - was viel entscheidender sei - auch seine mittelfristigen Prognosen bis 2018. "Eine üble Gewinnwarnung", lautet ihr Kommentar. Die Analystin senkte ihre Schätzungen für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2014 bis 2016 im Durchschnitt um 24 Prozent und das Ergebnis je Aktie in diesem Zeitraum im Schnitt um 32 Prozent.
"Was für eine Schande", urteilte ein Börsianer und verwies darauf, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr bereits zweimal seine Schätzungen nach unten angepasst habe. Im laufenden Jahr habe Drägerwerk außerdem bereits wegen der Margenentwicklung Alarm geschlagen. "Es ist absolut keine Verbesserung in Sicht", sagte er.
Analyst Scott Bardo von der Privatbank Berenberg sprach ebenfalls von einer großen Enttäuschung. Nachdem das zweite Quartal schlechter als erwartet ausgefallen sei und die Jahresziele gesenkt wurden, rechnet er damit, dass die Marktschätzungen für den Konzern für 2015 und die Folgejahre um 15 Prozent gekappt werden dürften.br