FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Siemens-Aktien F:SIE sind am Dienstag nach dem Gemeinschaftsgebot des Elektrokonzerns und dessen japanischem Partner MHI für Alstom (PSE:PALO) (FSE:AOM) marktkonform gestiegen. Analysten lobten das Siemens-Management für die Details der schon länger erwarteten Offerte, die am Montag kurz vor Handelsende veröffentlicht wurde. Nachdem bereits am Wochenende Verschiedenes durchgesickert war, habe das Gebot jedoch keine großen Überrraschungen mehr beinhaltet, sagten Händler. Am Dienstag legte das Papier um 0,79 Prozent auf 99,60 Euro zu und näherte sich damit wieder dem Mehrjahreshoch von 101,35 Euro von Mitte Januar. Der Dax stieg um 0,74 Prozent auf 9956,72 Punkte.
In jüngster Zeit stand das Papier wegen der Furcht vor einer zu hohen Offerte für Alstom immer wieder unter Druck. Doch schon in der vergangenen Woche wurde klar, dass Siemens den japanischen Konzern mit ins Boot holt, um die Kosten zu begrenzen. Das jetzt vorgelegte Gebot sei für die Siemens-Aktionäre akzeptabel, sagte Baader-Bank-Analyst Günther Hollfelder. Es könnte zudem eine echte Alternative für die französische Regierung sein, schrieb er weiter. "Positiv ist vor allem, dass Siemens wegen des gemeinsamen Gebots mit MHI die Offerte auf Alstoms Gasturbinen-Geschäft begrenzen kann, denn das ist das Kerngeschäft von Siemens."
STRATEGISCH SINNVOLL - FOKUS AUF WICHTIGEN BEREICH
Strategisch gesehen sei das Gebot von Siemens sinnvoll, schrieb der Experte der Baader Bank - gerade weil Siemens in diesem Bereich die Nummer zwei nach dem US-Konzern General Electric (GE) F:GE (ETR:GEC) ist. Doch rechnet er nun mit einer Reaktion von GE. "Das Geschäft ist noch weit davon entfernt, abgeschlossen zu werden." GE hatte Ende April 12,35 Milliarden Euro für die Energietechnik von Alstom geboten. Zudem will GE 1000 Arbeitsplätzen in Frankreich schaffen.
Deutsche-Bank-Analyst Martin Wilkie begrüßte, dass sich Siemens auf das Gasturbinen-Geschäft von Alstom fokkussiert. Damit konzentriere sich der Konzern auf einen Bereich, den er am dringlichsten konsolidieren wolle. "Zudem werden so mögliche kartellrechtliche Probleme umschifft, und Siemens dürfte ferner innerhalb des selbstgesteckten Verschuldungsrahmens bleiben und die Kapitalrenditeziele für 2015 erreichen", lobte Wilkie den Schachzug des Managements. Wichtig sei außerdem auch, dass das geplante vier Milliarden Euro schwere Aktienrückkaufprogramm fortgeführt werde.
SIEMENS: GEBOT IST DEUTLICH BESSER ALS DAS VON GE
Wie Siemens am Vorabend mitgeteilt hatte, wollen die Münchner Alstoms Gasturbinen-Geschäft komplett übernehmen und dafür 3,9 Milliarden Euro in bar zahlen. Mitsubishi Heavy Industries (MHI) will sich mit bis zu zehn Prozent an Alstom beteiligen. Insgesamt beinhaltet das Kaufangebot eine Barkomponente von rund sieben Milliarden Euro, 3,1 Milliarden Euro davon soll MHI leisten.
Das Gesamtangebot ist laut Einschätzung der beiden deutlich besser als das von GE. Deutlich bedeute eine Dimension in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro, hieß es am Montagabend aus Siemens-Kreisen in Paris. Konkrete Zahlen sollten allerdings erst an diesem Tag bei einer Pressekonferenz genannt werden. Zunächst aber stehen Siemens und MHI in Paris der Regierung und dem Parlament Rede und Antwort.