FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Siemens haben am Freitag auf den fortgesetzten Bieterwettbewerb um den französischen Industriekonzern Alstom (PSE:PALO) kaum reagiert. Im frühen Handel gaben sie 0,14 Prozent auf 99,80 Euro nach, während der Dax F:DAX mit minus 0,02 Prozent auf der Stelle trat. Ein Händler sprach von einem zunehmend hitziger werdenden Übernahmekampf mit entsprechender Belastung für die Siemens-Aktie. Er riet daher: "An der Seitenlinie bleiben!"
Die Münchener und Mitsubishi Heavy Industries (MHI) besserten am Freitagmorgen ihre Offerte auf und reagierten damit auf einen weiteren Schachzug des ebenfalls um Alstom buhlenden Konkurrenten General Electric (GE) F:GE (ETR:GEC). Die Amerikaner hatten zuvor mit dem Versprechen einer weitreichenden Kooperation "zum Nutzen des Unternehmens und Frankreichs" geworben. Sie bewerten weiterhin Alstoms Energiegeschäft de facto mit 12,35 Milliarden Euro, wollen Alstom aber nun Beteiligungen lassen, so dass der Baranteil sinken wird.
Der Siemens-Konzern, der es vor allem auf das Geschäft mit Gasturbinen und dieses vollständig übernehmen will, erhöhte dafür seine Barofferte um 400 Millionen auf 4,3 Milliarden Euro. Zudem stellt der deutsche Konzern eine Kooperation im Eisenbahngeschäft in Aussicht und will den Signaltechnikbereich in Gemeinschaftsunternehmen einbringen.
Zwei Analysten stufen das neue Angebot von GE als attraktiver für Alstoms-Management und französische Politiker als das bisherige ein. Für die Aktionäre sei es dagegen weniter attraktiv. Beide verwiesen darauf, dass GE sein Gebot nicht angehoben habe und dieses zugleich nun nicht mehr einen vollständigen Kauf des Energiegeschäfts beinhalte. "Die Struktur des neuen Deals bedeutet, dass die Barzahlung geringer sein wird, da Alstom ja Anteile an einigen Bereichen des Energiegeschäfts behalten wird", kommentierte Analyst Martin Wilkie von der Deutschen Bank.
Nun gehe es um drei "Allianzen", also drei 50/50-Joint-Ventures im Bereich elektrische Energieübertragung, im Bereich erneuerbare Energien und im französischen und weltweiten Geschäft mit Dampfturbinen für Atomkraftwerke. "Unseres Erachtens will GE zugleich weiter zu 100 Prozent das Gasturbinen-Geschäft übernehmen", so Wilkie. Er ergänzte, dass das Gebot von Siemens und MHI theoretisch höher ist, aber die Barkomponente geringer ausfällt. Der Baranteil bei GE verringere sich hingegen durch dessen neuen Vorschlag um rund drei Milliarden auf zirka 9,3 Milliarden Euro bei zugleich aber positiven unternehmensbezogenen Entwicklungen für Alstom.
Der andere Analyst meinte abschließend: "Dieses veränderte GE-Angebot ist sehr verlockend für die Politiker und das Management, so dass es eine gute Chance auf Erfolg haben dürfte." Für Siemens sieht er die aktuellen Entwicklungen leicht negativ.