- von Rupert Pretterklieber -
Zürich, 05. Mär (Reuters) - Obwohl der Schweizer Leitindex SMI<.SSMI> im laufenden Jahr bereits wieder mehr als 20 Prozent eingebüsst hat, erwarten Marktechniker keine rasche Erholung. Vielmehr dürfte der Markt noch weiter nachgeben und ob er auf dem Niveau der Tiefstkurse aus dem Jahr 2003 Boden findet ist ungewiss.
Seit 2007, als der SMI bei rund 9500 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht hatte, befindet sich der Leitindex in einem Abwärtstrend. 2008 büsste der SMI gut ein Drittel ein. "Wir befinden uns seit 2007 in einem Abwärtskanal", erklärte Beat Grunder, Chartist der Credit Suisse. "Der Abwärtstrend ist intakt und hat sich seit Jahresanfang gar noch verschärft", sagte Philipp Jäggle, der charttechnische Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Zwar sei in dem derzeit stark überverkauften Markt eine Gegenbewegung immer möglich, "auch eine, die länger dauern kann. Aber das grosse Bild, die mittel- und längerfristigen Zyklen, zeigen weiter nach unten", sagte Grunder.
Auf die nächste von Chartisten als relativ stabil bezeichnete Unterstützung trifft der SMI bei 3980/4000 Punkten. Sollte er da durch die technisch wie psychologisch wichtige Schwelle nach unten durchbrechen, könnte er bis auf die Tiefststände fallen, auf die er nach dem Platzen der Internet-Blase und im Vorfeld des Feldzugs der USA gegen Irak gesunken war. Damals notierte der SMI bei 3620 Punkten. Noch tiefere Kurse markierte der SMI zuletzt im Jahr 1996. "Die Unterstützung um 4000 Punkten könnte in den nächsten Wochen getestet werden", sagte CS-Chartist Grunder.
Es spreche derzeit nicht viel dagegen, dass der SMI, wenn er auf die Tiefstkurse aus dem Jahr 2003 fallen würde, diese auch unterschreiten dürfte. "Bei 3650/700 ist eine gute Unterstützung, das Tief aus dem Jahr 2003. Aber der SMI kann auch noch unter diese Unterstützung fallen", sagte Jäggle.
Allerdings könne es auch immer wieder zu technischen Gegenbewegungen kommen. "Wenn Kurse tief fallen, gibt es immer wieder Marktteilnehmer, die die tiefen Kurse als günstige Gelegenheiten betrachten und kaufen. Zudem verleihen auch Deckungskäufe, mit denen Baissepositionen wieder glattgestellt werden, dem Markt eine Stütze. So folgt meist nach einem Tag grosser Kursverluste eine teilweise Erholung", erklärte ein Händler.
Doch diesmal scheint es nicht mehr ganz so zu sein. Am Montag gab der SMI über fünf Prozent nach und am Dienstag verlor er erneut 1,8 Prozent. Am Mittwoch kam dann die Erholung, aber bis Donnerstagmittag sah es schon wieder schwächer aus. "Das zeigt, dass viele Investoren derzeit vor Aktienengagements zurückschrecken", sagte Jäggle.
Seit einiger Zeit sind die Börsenumsätze rückläufig. Marktteilnehmer engagieren sich mehr über Futures und Investoren, die grosse Verluste erlitten haben, halten sich zurück, bis sich wieder ein klarer Trend abzeichnet", sagte Grunder.
Doch dafür braucht es eine Bodenbildung, die aber laut Grunder erst im Laufe des 2. Quartals erwartet werden darf. "Im April, Mai könnte es zu einer Bodenbildung kommen", sagte er. Dann aber sei eine Erholung von 20 bis 30 Prozent gemessen am Tiefststand durchaus möglich.
(Redigiert von Albert Schmieder)