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ANALYSE-Commerzbank-Kursrally auf wackligem Fundament

Veröffentlicht am 10.09.2009, 15:32
Aktualisiert 10.09.2009, 15:36

- von Patricia Uhlig und Hakan Ersen -

Frankfurt, 10. Sep (Reuters) - Investoren freuen sich, Analysten staunen nur noch: Die Commerzbank-Aktie erklimmt Tag um Tag neue Höhen. Seit Monatsbeginn legte das Papier an der Börse gut ein Drittel zu. Anleger hoffen offenbar, dass bei der teilverstaatlichten Bank das Schlimmste vorbei ist und es bald wieder nach oben geht - zumal Bankchef Martin Blessing in den vergangenen Tagen positive Signale gesendet hat. Doch Experten sind skeptisch: "Ich kann mich nur wundern über das massive Kursplus. Das ist fundamental nicht gerechtfertigt", sagt Analyst Andreas Pläsier von der Privatbank M.M Warburg.

Nach Ansicht von Händlern hat die Kursrally paradoxerweise damit zu tun, dass die Commerzbank-Aktie bei Anlegern prinzipiell eher unbeliebt ist: Viele vermuten, dass hinter dem Anstieg ein sogenannter Short Squeeze steckt, also die Zwangseindeckung von Leerverkäufern, die auf fallende Kurse gesetzt hatten. Nun müssen sie sich mit Papieren eindecken, um ihre Verluste möglichst gering zu halten. "Es würde mich nicht wundern, wenn die Aktie in der nächsten Zeit wieder deutlich runterkommt", prognostiziert Pläsier.

Am Donnerstag schoss die Commerzbank-Aktie in der Spitze um über 13 Prozent nach oben auf 9,64 Euro, ehe sie im Tagesverlauf wieder verlor und sogar ins Minus rutschte. Zeitweise war sie so teuer wie seit Anfang November nicht mehr, als der Staat ihr das erste Mal mit einer milliardenschweren Geldspritze unter die Arme greifen musste. Anfang Januar schoss der Bund noch einmal frisches Kapital zu. Insgesamt stecken nun 18,2 Milliarden Euro an Steuergeldern in dem zweitgrößten deutschen Geldhaus, das vor allem wegen der Übernahme der Dresdner Bank im vergangenen Jahr einen Verlust von rund sechs Milliarden Euro verkraften musste.

Bankchef Blessing hatte in den vergangenen Tagen mehrfach betont, die Commerzbank wolle spätestens 2011 wieder Gewinne erwirtschaften. Zudem gab er die noch nicht genutzten staatlichen Garantien für die Herausgabe von Anleihen im Volumen von zehn Milliarden Euro zurück. "Das klingt zwar alles ganz positiv, aber die eigentliche Frage ist: Wie und wann will die Commerzbank das Staatskapital zurückzahlen?", sagt WestLB-Analyst Neil Smith. Blessing verspricht, 2012 werde die Bank damit beginnen. Doch ob sie bis dahin wieder aus eigener Kraft genügend Kapital hat, bezweifeln viele Branchenspezialisten. "Die Commerzbank hat noch eine lange Durststrecke vor sich, bis sie so stark ist, um die Staatsgelder zurückzahlen zu können", sagt Pläsier.

Blessing selbst räumt ein, dass die Bank noch einen schweren Weg vor sich hat. Wegen der Wirtschaftskrise steigen die Risiken im Kreditgeschäft mit den Mittelständlern, den Kernkunden der Commerzbank. Das Immobilienfinanzierungsgeschäft der Tochter Eurohypo wird wohl erst im nächsten Jahr seine ganzen Risiken offenbaren und die Lage in Osteuropa, einem weiteren Kernmarkt der Commerzbank, dürfte noch längere Zeit angespannt bleiben. Hinzu kommen die massiven Kosten für das Staatskapital: Pro Jahr muss Blessing rund 1,5 Milliarden Euro Zinsen an den Bund zahlen - nur in den Boomjahren 2006 und 2007 hatte seine Bank bisher operativ deutlich mehr verdient.

(redigiert von Martin Zwiebelberg)

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