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APA ots news: 'Die Presse' - Leitartikel: Es werden noch mehrere...

Veröffentlicht am 15.01.2012, 18:25
APA ots news: 'Die Presse' - Leitartikel: Es werden noch mehrere 'Überraschungen' folgen, von Stefan Riecher

Ausgabe vom 16.1.2012

Wien (APA-ots) - Für Österreichs Regierung kam der Verlust des Triple

A aus heiterem Himmel. Anstatt ernsthafte Reformen anzugehen, wird

genauso weitergemacht wie bisher.

Als am späteren Freitagnachmittag erste Gerüchte auftauchten, dass

Österreich die beste Kreditwürdigkeit verlieren würde, herrschte im

Kanzleramt Alarmstufe Rot. Eiligst wurde an einer Aussendung gefeilt,

um den Bürgern zu erklären, warum Standard & Poor's die Alpenrepublik

nicht mehr zu den verlässlichsten Schuldnern zähle. Schnell waren die

Gründe gefunden: Sicher nicht die Schuldenpolitik der vergangenen

Jahre ist an der Herabstufung schuld, sondern die Ratingagentur,

mitsamt ihren politischen Motiven und US-amerikanischen Eigentümern.

'Unverständlich' und 'überraschend' sei der Verlust des Triple A,

gaben Kanzler Werner Faymann und sein Vize, Michael Spindelegger,

schließlich bekannt.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Seit Monaten beherrschen mögliche Herabstufungen von Frankreich und

Österreich die Wirtschaftsseiten nationaler und internationaler

Zeitungen. Bereits im November warnten viele davor, dass die

Alpenrepublik die Bestnote verlieren könnte. Moody's bestätigte zwar

das Triple A, wies aber darauf hin, dass 'Österreich schnelle und

richtungsweisende Entscheidungen' treffen müsse. Standard & Poor's

senkte im Dezember den Daumen und sprach von einer Entscheidung

innerhalb von 90 Tagen. Spätestens dann hätte jedem klar sein müssen,

dass der Hut brennt. Aber nicht doch - 'überraschend' sei sie

gekommen, die Herabstufung.

Nun könnte man den Warnschuss von Standard & Poor's nützen und sich

daranmachen, das Budget zu sanieren. Die Schiedsrichter haben

Österreich nicht nur das Triple A entzogen, sondern auch den Ausblick

auf 'Negativ' gesenkt. Das wiegt deutlich schwerer, denn die

Topbonität hat die Republik de facto ohnehin schon lange eingebüßt,

wie der Anstieg der Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen zeigt.

Dass aber auch die zweitbeste Stufe, AA+, gehörig wackelt, ist mehr

als besorgniserregend und sollte eigentlich Ansporn genug sein, den

Kurs zu ändern, bevor uns ein italienisches Schicksal blüht.

Dass die Regierung an eine Kursänderung nicht denkt und stattdessen

bei der Fahrt in Richtung weitere Herabstufung aufs Gas steigt, zeigt

der zweite Teil der Reaktion auf den Verlust des Triple A:

'Unverständlich.' Das wirft freilich die Frage auf, was daran nicht

zu verstehen ist, dass ein Land, das es seit Jahren schafft, das

Defizit zu erhöhen, obwohl die Staatseinnahmen einen Rekordwert nach

dem anderen erreichen, nicht mehr als Schuldner bester Bonität gilt.

Dabei wäre es relativ einfach, die Verschuldung zu reduzieren. Die

öffentliche Hand könnte sich sämtliche Steuererhöhungen - die sie uns

als 'Einsparungen' zu verkaufen gedenkt - sparen, wenn sie bloß

genauso viel wie bisher ausgeben würde. 2010 stiegen die

Staatseinnahmen um 3,8 Mrd. Euro auf 137,8 Mrd. Euro. Während sich

also die Volksvertreter öffentlichkeitswirksam den Kopf darüber

zerbrechen, wie sie zwei Mrd. Euro 'einsparen' wollen, müssten sie in

Wahrheit nur jährlich um zwei Mrd. Euro statt wie zuletzt um fünf

Mrd. Euro mehr ausgeben - den Rest erledigen ohnehin die

Steuerzahler.

Natürlich haben Faymann und Spindelegger recht, wenn sie betonen,

dass auch das hohe 'Exposure' der Banken in einem sich konjunkturell

abkühlenden Osteuropa sowie die prekäre Situation Italiens zu der

Herabstufung beigetragen haben. Umso klüger wäre es daher, sich einen

Polster für härtere Zeiten zu schaffen. Dass es in höchstem Maße

ungerecht wäre, wenn die Steuerzahler dem Finanzsektor erneut unter

die Arme greifen müssten, steht außer Frage. Dass es im Fall der

Fälle so kommen wird, um die Spareinlagen der Kunden zu retten,

ebenfalls.

Eine weitsichtige Regierung zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich

auf möglichst viele Eventualitäten durch umfassende Reformen

vorbereitet - anstatt verzweifelt nach neuen Steuern zu suchen, um

kurzfristig Löcher zu stopfen. Dass sich Faymann und Spindelegger

längst für den zweiten Weg entschieden haben, zeigt nicht zuletzt die

'Überraschung' über die Herabstufung durch Standard & Poor's. Wir

können davon ausgehen, dass noch weitere 'Überraschungen' folgen

werden.

Rückfragehinweis:

Die Presse

Chef v. Dienst

Tel.: (01) 514 14-445

mailto:chefvomdienst@diepresse.com

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OTS0042 2012-01-15/18:19

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