APA ots news: Q-Check: Finanzmarktexperten sehen trotz Börsenkrise Erholungschance intakt - BILD
Griechenland-Haircut schon eingepreist, aber Angst vor
Domino-Effekt - Strukturelle Probleme dürften bleiben -
Emerging Markets immer wichtiger
Wien (APA-ots) - Heimische Finanzmarktexperten sehen für die
Weltbörsen trotz der tiefen Krise die Chancen für eine Erholung
intakt. Die Börsencrashs haben noch nicht voll auf die Realwirtschaft
durchgegriffen, eine Griechenland-Pleite ist ohnedies schon
eingepreist, ein drohender Domino-Effekt sollte in letzter Minute
durch gemeinsame Kraftanstrengungen verhindert werden, starkes
Wachstum dürfte es in Zukunft aber vor allem in den Emerging Markets
geben, so das Fazit der Experten auf dem von APA-Finance und 'Der
Börsianer.com' veranstalteten Expertenforum 'Q-Check' am
Mittwochabend.
Auf die Realwirtschaft dürfte die Finanzkrise zumindest noch nicht
voll durchgegriffen haben, viele Unternehmen seien gut aufgestellt.
Der neben den Kapitalmarktexperten als Vertreter der Industrie
geladene Lenzing-Chef Peter Untersberger stellt sich auf eine
Konjunkturdelle ein, erwartet aber 'absolut keine Weltrezession' und
für seinen Konzern ein gutes drittes Quartal.
Die Wirtschaftsindikatoren würden derzeit für eine klassische
Konjunkturdelle sprechen, doch an den Börsen herrscht derzeit Panik,
erklärt auch Klaus Glaser, Investmentstratege von Raiffeisen Capital
Management. Auch an den Anleihenmärkten lasse sich derzeit eine
schwerwiegende Vertrauenskrise ablesen.
'Früher gab es risikolose Rendite. Jetzt gibt es renditeloses
Risiko', bracht es Erika Karitnig, Investmentstrategin bei der BAWAG
PSK Invest auf den Punkt. Glaser verweist hier auf das Ende der
Rendite-Konvergenz der Euro-Länder. Nachdem sich die Renditen seit
den Neunziger-Jahren kontinuierlich angenähert haben, driften sie
seit 2008 trotz der Währungsunion wieder massiv auseinander. Der
Anleihenmarkt preist hier auch schon Wahrscheinlichkeiten für ein
Auseinanderbrechen der Währungsunion ein, sagte Glaser vor
Journalisten.
Die Chancen auf eine Erholung der Börsen und sogar eine mögliche
Jahresendrally sind aber trotz großer Unsicherheiten intakt, glaubt
Monika Rosen, Chefanalystin von UniCredit Private Banking. Das vierte
Quartal habe statistisch gesehen oft eine starke Performance gebracht
und könnte wieder der 'Bären-Töter' sein. Entscheidend ist für Rosen,
dass die Finanzkrise nicht stärker auf Realwirtschaft und
Konsumverhalten durchschlägt. Nach der Börsentalfahrt seien teilweise
attraktive Bewertungsniveaus bei Dividendenrenditen, Kurs/Gewinn- und
Kurs/Buchwert-Verhältnis zu beobachten, sind sich die Experten einig.
'Aktien sind jetzt günstig, aber man muss mutig sein. Ob wir den
Tiefpunkt schon gesehen haben ist nicht klar', glaubt Karitnig. Nicht
so mutigen Anlegern empfiehlt sie angesichts der Unsicherheiten als
Geldanlage: 'Konsumieren, konsumieren, konsumieren! Und wenn was
übrig bleibt: Diversifizieren, diversifizieren, diversifizieren!'
Auch für Paul Severin, Investmentstratege der Erste-Fondstochter
Sparinvest, ist eine 'kleine Rally drinnen, weil Aktien billig sind'.
Er empfiehlt aber auch Anleihen von Unternehmen mit solidem
Geschäftsmodell. Für Rosen sprechen die niedrigen Zinsniveaus derzeit
auch für Rohstoff-Investments.
Eine Pleite Griechenlands und ein teilweiser Schuldenerlass
('haircut') wird an den Börsen ohnedies schon als praktisch fix
eingepreist, stimmen die Experten überein. Die Bekanntgabe eines
Schuldenschnitts sollte die Börsen nicht treffen, vielleicht könnten
sie danach sogar steigen, erwartet der Raiffeisen-Experte Glaser.
Griechenland selbst sei eigentlich ein 'non event'. Große Angst
herrsche an den Märkten aber vor einem Übergreifen auf andere Länder,
einem Domino-Effekt.
Hier ist nun entschiedenes politisches Handeln gefordert. 'Wir
glauben, dass gemeinsame Anstrengungen ein Extrem-Szenario letztlich
verhindern', gibt sich Paul Severin optimistisch. 'Wir werden drei
Minuten vor zwölf eine Lösung finden', ist auch Lenzing-Chef
Untersperger überzeugt.
An den strukturellen Problemen Europas dürfte dies freilich nichts
ändern. Die Kürzungen der Staatsausgaben und Steuererhöhungen werden
auf Wirtschaft und Konsum durchschlagen, erwartet Severin: 'Wir haben
eine sehr holprige Phase vor uns.' Die westliche Welt werde generell
mit Überalterung, Überschuldung und Wachstumsschwäche zu kämpfen
haben, 'da hilft kein Rettungsschirm und keine keynesianische
Politik', glaubt auch Glaser. Die Nordhalbkugel drohe zur
Südhalbkugel zu werden.
Die rasant wachsenden Emerging Markets wie China werden damit
weiter stark an Bedeutung gewinnen. Die Schwellenländer werden die
Wachstumsschwäche der entwickelten Welt auffangen müssen, erwartet
Karitnig. Das Wachstum in Schwellenländern wie China schwäche sich
zwar ab, aber die Chancen auf ein 'Soft Landing' seien gut. Waren
früher Emerging Markets eine Beimischung für ein
Investment-Portfolio, könnte die Frage in Zukunft laut Glaser lauten:
'Mischen wir die alten Märkte überhaupt noch rein?'
Auch Lenzing setzt voll auf die Wachstumsmärkte, macht hier die
größten Gewinne und wird auch in Zukunft dort stark investieren,
erklärt Untersperger. Neben Asien sei speziell die Türkei ein
strategisch wichtiger Markt für Lenzing. 'In 20 Jahren wird die
Türkei von uns gebeten werden, der EU beizutreten, und nicht
umgekehrt', so der Lenzing-Chef.
Q-Check
Die Initiative Q-Check (Quartals-Check) setzt sich zum Ziel, ein
schlagkräftiges Branchen-Netzwerk zum Erfahrungs- und
Informationsaustausch für die Stärkung des heimischen Kapitalmarkts
zu schaffen. Im Rahmen vierteljährlichen Treffen in der Wiener
Sky-Bar präsentieren Finanzhäuser ihre Markteinschätzungen für das
nächste Quartal und Branchenexperten diskutieren Entwicklungen der
nationalen und internationalen Finanzmärkte mit der Finanzcommunity
sowie Fachjournalisten und Anlegern. Die Initiatoren des Q-Check sind
DERBÖRSIANER.com und APA-Finance.
Web: www.q-check.at
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at
Rückfragehinweis:
Dominik Hojas
Chefredakteur
DerBörsianer.com
Tel.: +43/699/13359370
mailto:d.hojas@derboersianer.com
www.derboersianer.com
Barbara Rauchwarter
Unternehmenssprecherin
Leiterin Marketing & Kommunikation
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Tel.: +43/1/360 60-5700
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OTS0174 2011-10-13/12:35
Griechenland-Haircut schon eingepreist, aber Angst vor
Domino-Effekt - Strukturelle Probleme dürften bleiben -
Emerging Markets immer wichtiger
Wien (APA-ots) - Heimische Finanzmarktexperten sehen für die
Weltbörsen trotz der tiefen Krise die Chancen für eine Erholung
intakt. Die Börsencrashs haben noch nicht voll auf die Realwirtschaft
durchgegriffen, eine Griechenland-Pleite ist ohnedies schon
eingepreist, ein drohender Domino-Effekt sollte in letzter Minute
durch gemeinsame Kraftanstrengungen verhindert werden, starkes
Wachstum dürfte es in Zukunft aber vor allem in den Emerging Markets
geben, so das Fazit der Experten auf dem von APA-Finance und 'Der
Börsianer.com' veranstalteten Expertenforum 'Q-Check' am
Mittwochabend.
Auf die Realwirtschaft dürfte die Finanzkrise zumindest noch nicht
voll durchgegriffen haben, viele Unternehmen seien gut aufgestellt.
Der neben den Kapitalmarktexperten als Vertreter der Industrie
geladene Lenzing-Chef Peter Untersberger stellt sich auf eine
Konjunkturdelle ein, erwartet aber 'absolut keine Weltrezession' und
für seinen Konzern ein gutes drittes Quartal.
Die Wirtschaftsindikatoren würden derzeit für eine klassische
Konjunkturdelle sprechen, doch an den Börsen herrscht derzeit Panik,
erklärt auch Klaus Glaser, Investmentstratege von Raiffeisen Capital
Management. Auch an den Anleihenmärkten lasse sich derzeit eine
schwerwiegende Vertrauenskrise ablesen.
'Früher gab es risikolose Rendite. Jetzt gibt es renditeloses
Risiko', bracht es Erika Karitnig, Investmentstrategin bei der BAWAG
PSK Invest auf den Punkt. Glaser verweist hier auf das Ende der
Rendite-Konvergenz der Euro-Länder. Nachdem sich die Renditen seit
den Neunziger-Jahren kontinuierlich angenähert haben, driften sie
seit 2008 trotz der Währungsunion wieder massiv auseinander. Der
Anleihenmarkt preist hier auch schon Wahrscheinlichkeiten für ein
Auseinanderbrechen der Währungsunion ein, sagte Glaser vor
Journalisten.
Die Chancen auf eine Erholung der Börsen und sogar eine mögliche
Jahresendrally sind aber trotz großer Unsicherheiten intakt, glaubt
Monika Rosen, Chefanalystin von UniCredit Private Banking. Das vierte
Quartal habe statistisch gesehen oft eine starke Performance gebracht
und könnte wieder der 'Bären-Töter' sein. Entscheidend ist für Rosen,
dass die Finanzkrise nicht stärker auf Realwirtschaft und
Konsumverhalten durchschlägt. Nach der Börsentalfahrt seien teilweise
attraktive Bewertungsniveaus bei Dividendenrenditen, Kurs/Gewinn- und
Kurs/Buchwert-Verhältnis zu beobachten, sind sich die Experten einig.
'Aktien sind jetzt günstig, aber man muss mutig sein. Ob wir den
Tiefpunkt schon gesehen haben ist nicht klar', glaubt Karitnig. Nicht
so mutigen Anlegern empfiehlt sie angesichts der Unsicherheiten als
Geldanlage: 'Konsumieren, konsumieren, konsumieren! Und wenn was
übrig bleibt: Diversifizieren, diversifizieren, diversifizieren!'
Auch für Paul Severin, Investmentstratege der Erste-Fondstochter
Sparinvest, ist eine 'kleine Rally drinnen, weil Aktien billig sind'.
Er empfiehlt aber auch Anleihen von Unternehmen mit solidem
Geschäftsmodell. Für Rosen sprechen die niedrigen Zinsniveaus derzeit
auch für Rohstoff-Investments.
Eine Pleite Griechenlands und ein teilweiser Schuldenerlass
('haircut') wird an den Börsen ohnedies schon als praktisch fix
eingepreist, stimmen die Experten überein. Die Bekanntgabe eines
Schuldenschnitts sollte die Börsen nicht treffen, vielleicht könnten
sie danach sogar steigen, erwartet der Raiffeisen-Experte Glaser.
Griechenland selbst sei eigentlich ein 'non event'. Große Angst
herrsche an den Märkten aber vor einem Übergreifen auf andere Länder,
einem Domino-Effekt.
Hier ist nun entschiedenes politisches Handeln gefordert. 'Wir
glauben, dass gemeinsame Anstrengungen ein Extrem-Szenario letztlich
verhindern', gibt sich Paul Severin optimistisch. 'Wir werden drei
Minuten vor zwölf eine Lösung finden', ist auch Lenzing-Chef
Untersperger überzeugt.
An den strukturellen Problemen Europas dürfte dies freilich nichts
ändern. Die Kürzungen der Staatsausgaben und Steuererhöhungen werden
auf Wirtschaft und Konsum durchschlagen, erwartet Severin: 'Wir haben
eine sehr holprige Phase vor uns.' Die westliche Welt werde generell
mit Überalterung, Überschuldung und Wachstumsschwäche zu kämpfen
haben, 'da hilft kein Rettungsschirm und keine keynesianische
Politik', glaubt auch Glaser. Die Nordhalbkugel drohe zur
Südhalbkugel zu werden.
Die rasant wachsenden Emerging Markets wie China werden damit
weiter stark an Bedeutung gewinnen. Die Schwellenländer werden die
Wachstumsschwäche der entwickelten Welt auffangen müssen, erwartet
Karitnig. Das Wachstum in Schwellenländern wie China schwäche sich
zwar ab, aber die Chancen auf ein 'Soft Landing' seien gut. Waren
früher Emerging Markets eine Beimischung für ein
Investment-Portfolio, könnte die Frage in Zukunft laut Glaser lauten:
'Mischen wir die alten Märkte überhaupt noch rein?'
Auch Lenzing setzt voll auf die Wachstumsmärkte, macht hier die
größten Gewinne und wird auch in Zukunft dort stark investieren,
erklärt Untersperger. Neben Asien sei speziell die Türkei ein
strategisch wichtiger Markt für Lenzing. 'In 20 Jahren wird die
Türkei von uns gebeten werden, der EU beizutreten, und nicht
umgekehrt', so der Lenzing-Chef.
Q-Check
Die Initiative Q-Check (Quartals-Check) setzt sich zum Ziel, ein
schlagkräftiges Branchen-Netzwerk zum Erfahrungs- und
Informationsaustausch für die Stärkung des heimischen Kapitalmarkts
zu schaffen. Im Rahmen vierteljährlichen Treffen in der Wiener
Sky-Bar präsentieren Finanzhäuser ihre Markteinschätzungen für das
nächste Quartal und Branchenexperten diskutieren Entwicklungen der
nationalen und internationalen Finanzmärkte mit der Finanzcommunity
sowie Fachjournalisten und Anlegern. Die Initiatoren des Q-Check sind
DERBÖRSIANER.com und APA-Finance.
Web: www.q-check.at
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OTS0174 2011-10-13/12:35