APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Die Börsen haben wirklich immer Recht - von Jochen Hahn
Die Indizes laufen treffsicher der Realwirtschaft Monate voraus
Wien (APA-ots) - Provokanter Titel, nicht wahr? Immerhin zeigen sich
die Börsen gerade in diesen Tagen extrem schwankungsfreudig. Diese
hohe Volatilität fußt natürlich auf einem hohen Maß an
Irrationalität. Dementsprechend fällt es schwer, diesem Treiben einen
tieferen Sinn abzugewinnen. Diese Schwankungen gehören aber zum
Tagesgeschäft, das war schon immer so. Aufgrund der zunehmenden
Elektronisierung des Handels hat die Volatilität dramatisch
zugenommen. Auf lange Sicht hat sich dadurch an der Vorlauffunktion
und Prognosegenauigkeit der Börsen allerdings nichts verändert. Sie
sind die einzig stabile Größe, um über die zukünftige Entwicklung der
Konjunktur eine Aussage zu treffen. Denn es zeigt sich immer wieder,
dass die Börsen treffsicher der Realwirtschaft um Monate vorauseilen.
Am beeindruckendsten hat sich diese 'These' in der aktuellen Krise
bestätigt. Denn sowohl 2008 - als der Absturz an den Börsen begann -,
als auch im März 2009 - als urplötzlich eine Rally startete - waren
Manager und Wirtschaftsforscher ratlos und sprachen von einer
absurden Abkoppelung der Finanzmärkte. In beiden Fällen waren sie
wenige Monate später erheblich schlauer.
Täglich grüßt das Murmeltier - denn der seit Juli gesehene
Aktiencrash gilt wieder als Vorbote für eine kräftige
Konjunktureintrübung. Diese wurde zuerst von allen Seiten verneint
und manifestiert sich nun plötzlich in Gewinnwarnungen und gesenkten
Prognosen von Wirtschaftsforschern, IWF und OECD.
Nun erklären Kritiker, dass es die Börsen selbst sind, die aufgrund
ihrer Schwankungen Krisen auslösen. Diese Meinungen dienen aber eher
der populistischen Hatz auf die 'bösen' Spekulanten, als dass sie
einen fundierten Hintergrund hätten. Sie sind fast schon ulkig, denn
die Verflechtung von Börse und Wirtschaft ist in weiten Teilen
Europas unterdurchschnittlich. Das gilt insbesondere für die
Wirtschaftsmacht Deutschland, wo die Marktkapitalisierung der Börse
lediglich 30 Prozent des BIP beträgt. Ähnlich wie in Österreich
halten nur rund zehn Prozent der Bevölkerung direkt Aktien.
Negative Auswirkungen durch Marktverwerfungen gibt es dennoch: Das
Drama an den Anleihenmärkten der Eurozone hat konjunkturelle Folgen.
In diesem Fall trifft die Märkte aber auch keine Schuld. Denn die
Basis dafür legte eine jahrzehntelange politische Fehlleistung durch
viel zu hohe Staatsdefizite. Dass sich in Krisenzeiten die
Risikoeinschätzung an den Märkten verändern kann, hätten Politiker
während ihres rücksichtslosen Schuldenmachens einplanen müssen. Aber
das ist leider ein Widerspruch in sich.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0031 2011-10-17/09:38
Die Indizes laufen treffsicher der Realwirtschaft Monate voraus
Wien (APA-ots) - Provokanter Titel, nicht wahr? Immerhin zeigen sich
die Börsen gerade in diesen Tagen extrem schwankungsfreudig. Diese
hohe Volatilität fußt natürlich auf einem hohen Maß an
Irrationalität. Dementsprechend fällt es schwer, diesem Treiben einen
tieferen Sinn abzugewinnen. Diese Schwankungen gehören aber zum
Tagesgeschäft, das war schon immer so. Aufgrund der zunehmenden
Elektronisierung des Handels hat die Volatilität dramatisch
zugenommen. Auf lange Sicht hat sich dadurch an der Vorlauffunktion
und Prognosegenauigkeit der Börsen allerdings nichts verändert. Sie
sind die einzig stabile Größe, um über die zukünftige Entwicklung der
Konjunktur eine Aussage zu treffen. Denn es zeigt sich immer wieder,
dass die Börsen treffsicher der Realwirtschaft um Monate vorauseilen.
Am beeindruckendsten hat sich diese 'These' in der aktuellen Krise
bestätigt. Denn sowohl 2008 - als der Absturz an den Börsen begann -,
als auch im März 2009 - als urplötzlich eine Rally startete - waren
Manager und Wirtschaftsforscher ratlos und sprachen von einer
absurden Abkoppelung der Finanzmärkte. In beiden Fällen waren sie
wenige Monate später erheblich schlauer.
Täglich grüßt das Murmeltier - denn der seit Juli gesehene
Aktiencrash gilt wieder als Vorbote für eine kräftige
Konjunktureintrübung. Diese wurde zuerst von allen Seiten verneint
und manifestiert sich nun plötzlich in Gewinnwarnungen und gesenkten
Prognosen von Wirtschaftsforschern, IWF und OECD.
Nun erklären Kritiker, dass es die Börsen selbst sind, die aufgrund
ihrer Schwankungen Krisen auslösen. Diese Meinungen dienen aber eher
der populistischen Hatz auf die 'bösen' Spekulanten, als dass sie
einen fundierten Hintergrund hätten. Sie sind fast schon ulkig, denn
die Verflechtung von Börse und Wirtschaft ist in weiten Teilen
Europas unterdurchschnittlich. Das gilt insbesondere für die
Wirtschaftsmacht Deutschland, wo die Marktkapitalisierung der Börse
lediglich 30 Prozent des BIP beträgt. Ähnlich wie in Österreich
halten nur rund zehn Prozent der Bevölkerung direkt Aktien.
Negative Auswirkungen durch Marktverwerfungen gibt es dennoch: Das
Drama an den Anleihenmärkten der Eurozone hat konjunkturelle Folgen.
In diesem Fall trifft die Märkte aber auch keine Schuld. Denn die
Basis dafür legte eine jahrzehntelange politische Fehlleistung durch
viel zu hohe Staatsdefizite. Dass sich in Krisenzeiten die
Risikoeinschätzung an den Märkten verändern kann, hätten Politiker
während ihres rücksichtslosen Schuldenmachens einplanen müssen. Aber
das ist leider ein Widerspruch in sich.
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Wirtschaftsblatt Verlag AG
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Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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