APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Die EZB ist wichtiger als ein Triple A - von Jochen Hahn
Die Risikoaversion der Anleger wird sich Richtung USA
verschieben
Wien (APA-ots) - Kein Grund zur Panik. Im Vorfeld der
Ratingabstufungen von neun Eurostaaten durch S&P haben Politiker und
Ökonomen gewarnt, dass die monetären Auswirkungen eines solchen
Ereignisses teuer werden könnten. Insbesondere der Verlust des Triple
A von Frankreich hätte gravierende Folgen, schließlich steigt nun
auch die Wahrscheinlichkeit, dass die europäische
Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) kein Triple A verliehen
bekommt, so der Tenor der Experten.
Die Ängste aller Beteiligten waren allerdings deutlich übertrieben,
denn die Märkte hatten einen solchen Schritt längst eingepreist. Ein
Blick auf die Entwicklung der Staatsanleihen-Renditen hätte genügt,
um das zu erkennen. Das gestiegene Risiko ist am Markt längst
angekommen, der immer kleiner werdende Kreis an Triple-A-Staaten
ebenso.
Aber warum reagieren Börsen und Anleihenmärkte eigentlich derart
entspannt? Die Lösung dieses Rätsels heißt EZB. Immerhin haben die
Euro-Währungshüter den Banken noch im Dezember mit rund 500
Milliarden Euro zu Minizinsen und drei Jahren Laufzeit unter die Arme
gegriffen. Mit dieser Geldschwemme können die Institute nun
genüsslich am Anleihenmarkt shoppen gehen und hohe Margen
einstreifen. Dass der Plan von EZB-Chef Mario Draghi aufgeht, zeigten
die jüngst erfolgreich durchgeführten Anleihenemissionen von
Problemstaaten wie Spanien und Italien. Besonders bei kürzeren
Laufzeiten sind dadurch die Refinanzierungskosten für diese Staaten
gegenüber dem Vorjahr dramatisch gesunken. Der nächste große Test
steht am Donnerstag an. Da begeben Frankreich und Spanien zehnjährige
Staatsanleihen - die langen Laufzeiten gelten hier als die
eigentliche Krux. Geht beides reibungslos über die Bühne, dann wird
sich die Lage an den Märkten weiter beruhigen.
Dafür spricht auch die heuer zu erwartende Defizitentwicklung. Die
OECD schätzt, dass sich die Eurozone 2012 in Summe um drei Prozent
des BIP neu verschulden wird. Im Vergleich dazu werden sich die
Staatsdefizite von USA, Großbritannien und Japan um jeweils neun
Prozent ausweiten. Dementsprechend liegt es auf der Hand, dass sich
die Risikoaversion der Anleger in den kommenden Monaten von der
Eurozone verabschiedet. Steigende Zinsen für US-Staatsanleihen sind
daher nur eine Frage der Zeit.
In der sich abzeichnenden Entspannung in der Eurozone lauert aber
auch eine Gefahr. Denn die Politik könnte dazu verleitet sein, die
Sparanstrengungen dann nicht mehr ganz so ernst zu nehmen.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0200 2012-01-16/18:15
Die Risikoaversion der Anleger wird sich Richtung USA
verschieben
Wien (APA-ots) - Kein Grund zur Panik. Im Vorfeld der
Ratingabstufungen von neun Eurostaaten durch S&P haben Politiker und
Ökonomen gewarnt, dass die monetären Auswirkungen eines solchen
Ereignisses teuer werden könnten. Insbesondere der Verlust des Triple
A von Frankreich hätte gravierende Folgen, schließlich steigt nun
auch die Wahrscheinlichkeit, dass die europäische
Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) kein Triple A verliehen
bekommt, so der Tenor der Experten.
Die Ängste aller Beteiligten waren allerdings deutlich übertrieben,
denn die Märkte hatten einen solchen Schritt längst eingepreist. Ein
Blick auf die Entwicklung der Staatsanleihen-Renditen hätte genügt,
um das zu erkennen. Das gestiegene Risiko ist am Markt längst
angekommen, der immer kleiner werdende Kreis an Triple-A-Staaten
ebenso.
Aber warum reagieren Börsen und Anleihenmärkte eigentlich derart
entspannt? Die Lösung dieses Rätsels heißt EZB. Immerhin haben die
Euro-Währungshüter den Banken noch im Dezember mit rund 500
Milliarden Euro zu Minizinsen und drei Jahren Laufzeit unter die Arme
gegriffen. Mit dieser Geldschwemme können die Institute nun
genüsslich am Anleihenmarkt shoppen gehen und hohe Margen
einstreifen. Dass der Plan von EZB-Chef Mario Draghi aufgeht, zeigten
die jüngst erfolgreich durchgeführten Anleihenemissionen von
Problemstaaten wie Spanien und Italien. Besonders bei kürzeren
Laufzeiten sind dadurch die Refinanzierungskosten für diese Staaten
gegenüber dem Vorjahr dramatisch gesunken. Der nächste große Test
steht am Donnerstag an. Da begeben Frankreich und Spanien zehnjährige
Staatsanleihen - die langen Laufzeiten gelten hier als die
eigentliche Krux. Geht beides reibungslos über die Bühne, dann wird
sich die Lage an den Märkten weiter beruhigen.
Dafür spricht auch die heuer zu erwartende Defizitentwicklung. Die
OECD schätzt, dass sich die Eurozone 2012 in Summe um drei Prozent
des BIP neu verschulden wird. Im Vergleich dazu werden sich die
Staatsdefizite von USA, Großbritannien und Japan um jeweils neun
Prozent ausweiten. Dementsprechend liegt es auf der Hand, dass sich
die Risikoaversion der Anleger in den kommenden Monaten von der
Eurozone verabschiedet. Steigende Zinsen für US-Staatsanleihen sind
daher nur eine Frage der Zeit.
In der sich abzeichnenden Entspannung in der Eurozone lauert aber
auch eine Gefahr. Denn die Politik könnte dazu verleitet sein, die
Sparanstrengungen dann nicht mehr ganz so ernst zu nehmen.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
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OTS0200 2012-01-16/18:15