APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Fondsbranche muss sich neu erfinden - von Christian Kreuzer
Die Fondsindustrie kämpft mit strukturellen Problemen
Wien (APA-ots) - Die Zahlen zum Vorjahr sind für die österreichische
Fondsindustrie ein schwerer Rückschlag. Allein die Privatanleger
haben 2011 mehr als fünf Milliarden Euro aus den Fondsprodukten
abgezogen. Das ist innerhalb der vergangenen zehn Jahre der
zweitschlechteste Wert - nur am Höhepunkt der Finanzkrise 2008 lag
das Volumen noch höher. Nun kann man für den Einbruch natürlich der
Schuldenkrise in Europa und der neu eingeführten Wertpapier-KESt in
Österreich die Schuld geben. Beide haben ohne Zweifel dazu
beigetragen, dass den Anlegern die Lust vergangen ist, ihr Geld in
Fonds zu stecken. Doch dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass
die Industrie auch strukturelle Probleme hat. Zahlreiche Studien
haben nachgewiesen, dass das Fondsmanagement es nicht schafft, die
jeweilige Benchmark zu schlagen. Das ist auch schwierig, weil das
aktive Verwalten Kosten verursacht, die etwa bei einem Indexfonds
nicht anfallen. Den oft zitierten Mehrwert können die Produkte in der
Regel nicht liefern - und das sehen Anleger am jährlichen
Rechenschaftsbericht. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn sie
angesichts der Schuldenkrise ihr Geld abziehen und es auf ein
Sparbuch legen.
Ein anderes Problem ist an der Pensionsvorsorge abzulesen: Die in
ihrer Konstruktion mehr als verunglückte Zukunftsvorsorge war für die
Fondsbranche alles andere als ein Renner. Sie wollte sich als
transparente Lösung im Vergleich zu den Versicherungen positionieren
- mit dem Resultat, dass sich die Fondsindustrie nur ein paar Prozent
vom Kuchen abschneiden konnte. Der Pferdefuß liegt hier sicher im
Vertrieb, denn im Retailgeschäft werden die Produkte fast
ausschließlich über die Banken verkauft. Ist der Vertriebskanal
jedoch verstopft - derzeit brauchen die Kreditinstitute mehr Einlagen
und verkaufen daher weniger Fondsprodukte -, schaut es mit dem Absatz
mau aus.
Grundsätzlich hätte die Fondsindustrie gute Voraussetzungen, künftig
eine gewichtige Rolle einzunehmen. So spielt ihr etwa die
Pensionsthematik in die Hände, doch fehlt es bisher an geeigneten
Produkten, die massentauglich sind. Einzelne Ansätze gibt es, doch
müssen diese einfacher, an die Bedürfnisse der Anleger besser
angepasst und auch kostengünstiger werden. Bringt es die Branche auch
noch zustande, den Vertrieb auf eine breitere Basis zu stellen, wird
es keine fünf Jahre mehr geben, in denen Fonds mit Nettoabflüssen zu
kämpfen haben. Schafft die Branche all diese strukturellen
Änderungen, käme dies einer Renaissance gleich.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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OTS0226 2012-01-17/18:15
Die Fondsindustrie kämpft mit strukturellen Problemen
Wien (APA-ots) - Die Zahlen zum Vorjahr sind für die österreichische
Fondsindustrie ein schwerer Rückschlag. Allein die Privatanleger
haben 2011 mehr als fünf Milliarden Euro aus den Fondsprodukten
abgezogen. Das ist innerhalb der vergangenen zehn Jahre der
zweitschlechteste Wert - nur am Höhepunkt der Finanzkrise 2008 lag
das Volumen noch höher. Nun kann man für den Einbruch natürlich der
Schuldenkrise in Europa und der neu eingeführten Wertpapier-KESt in
Österreich die Schuld geben. Beide haben ohne Zweifel dazu
beigetragen, dass den Anlegern die Lust vergangen ist, ihr Geld in
Fonds zu stecken. Doch dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass
die Industrie auch strukturelle Probleme hat. Zahlreiche Studien
haben nachgewiesen, dass das Fondsmanagement es nicht schafft, die
jeweilige Benchmark zu schlagen. Das ist auch schwierig, weil das
aktive Verwalten Kosten verursacht, die etwa bei einem Indexfonds
nicht anfallen. Den oft zitierten Mehrwert können die Produkte in der
Regel nicht liefern - und das sehen Anleger am jährlichen
Rechenschaftsbericht. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn sie
angesichts der Schuldenkrise ihr Geld abziehen und es auf ein
Sparbuch legen.
Ein anderes Problem ist an der Pensionsvorsorge abzulesen: Die in
ihrer Konstruktion mehr als verunglückte Zukunftsvorsorge war für die
Fondsbranche alles andere als ein Renner. Sie wollte sich als
transparente Lösung im Vergleich zu den Versicherungen positionieren
- mit dem Resultat, dass sich die Fondsindustrie nur ein paar Prozent
vom Kuchen abschneiden konnte. Der Pferdefuß liegt hier sicher im
Vertrieb, denn im Retailgeschäft werden die Produkte fast
ausschließlich über die Banken verkauft. Ist der Vertriebskanal
jedoch verstopft - derzeit brauchen die Kreditinstitute mehr Einlagen
und verkaufen daher weniger Fondsprodukte -, schaut es mit dem Absatz
mau aus.
Grundsätzlich hätte die Fondsindustrie gute Voraussetzungen, künftig
eine gewichtige Rolle einzunehmen. So spielt ihr etwa die
Pensionsthematik in die Hände, doch fehlt es bisher an geeigneten
Produkten, die massentauglich sind. Einzelne Ansätze gibt es, doch
müssen diese einfacher, an die Bedürfnisse der Anleger besser
angepasst und auch kostengünstiger werden. Bringt es die Branche auch
noch zustande, den Vertrieb auf eine breitere Basis zu stellen, wird
es keine fünf Jahre mehr geben, in denen Fonds mit Nettoabflüssen zu
kämpfen haben. Schafft die Branche all diese strukturellen
Änderungen, käme dies einer Renaissance gleich.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
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OTS0226 2012-01-17/18:15